Lysippos.
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er selbst die Fehler zu benutzen, und das Weiche in der
etwas schiefen Haltung des Halses und in dem Auge,
das man an ihm bemerkte, mit dem Geistreichen und
lilannhafteil, mit der löwenartigen Miene des Herrschers,
wie Plutarch sagt, zu verschmelzen wusste. Man hatte
von Lysipp Bildnisse Alexanders auf allen Stufen seines
Lebens und in den verschiedensten Beziehungen. Auch
grosse Gruppen von Porträtstatuen machte er im Auf-
trage des Königs, unter denen man besonders eine Dar-
stellung von Kriegern, die in der Schlacht am Granikus
gefallen waren, rühmte. Sie wurde in Dium aufgestellt
und bildete vielleicht die reichhaltigste Gruppe, Welche
die Plastik jemals darstellte, denn sie bestand aus nicht
weniger als fünfundzwanzig Reitern und neun Statuen zu
Fuss, alle mit voller Aehnlichkeit der Abgebildeten, wel-
che zu den Genossen, zu der Ilctärie, wie wir sagen
würden, zur Garde des Königs gehörten. Auch das Bild-
niss des Hephästion, des berühmten Lieblings Alexanders,
und an einem andern Orte die Darstellung einer Jagd
des Königs wurde ihm übertragen.
In einer schönen Büste des capitolinischen Museums
glauben wir eine Nachbildung der Lysippischen Auffas-
sungAlcxanders zu besitzen. Seine Darstellung der 'l'hierc,
besonders des Pferdes, wurde gepriesen. Unter den Göt-
terbildern sagte ihm vor Allem die Gestalt des Herakles
zu, den er in mannigfachen Lagen und Beziehungen, von
der kolossalen Grösse von sechzig Fuss an bis zu der
kleinen Dimension eines 'l'afelaufsatzcs vielfältig dar-
stellte. Glücklicher Weise ist seine Auffassung dieses
Gettcs uns durch die Nachahmung eines Athencrs, Glykon,
in dem s. g. Farnesischen Herculesif) erhalten. Wil-
ln Neapel. S. K. 0. Müller Handbuch. S. 120. Note 3.