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Dritte
Periode
der
griech.
Kunst.
liehe Geist war noch nicht völlig aus dem Volke gc-
wichen; aber das öffentliche Leben erschien kleinlich
im Vergleich mit der grössern Vorzeit, und der poetische
Sinn, die Begeisterung, welche immer das Werdende
begleitet, wandte sich daher den Reizen des Privatlebens
zu, dem schwärmerischen Genusse der Schönheit und
der freien Entfaltung des Geistes und des Gemüthes.
Mit den Eingriffen des macedonisehen Philipp und noch
mehr mit Alexanders grossartigen Zügen änderte sich
diese Lage der Dinge Wieder. Dem fremden Könige
gegenüber war der Gemeinsinn des republikanischen Vol-
kes angeregt, wenn auch nicht zu nachhaltiger Kraft,
doch zu bewegender Empfindung; mit Alexander dem
Griechenfreunde, der seine Grossthaten, wie er selbst
ausspraeh, verrichtete, damit die Männer von Athen ihn
lobten, wurde die Erinnerung an den alten Kampf der
Hellenen gegen die Perserkönige belebt. Das heroische
Element trat wieder in den Vorgrund. Aber freilich war
es jetzt ein ganz anderes; während es früher die eigenen
'l'haten der freien Bürger waren, die man in republikani-
scher Eifersucht und in hergebraehter Frömmigkeit We-
niger diesen selbst als den Göttern zusehrieb, bewunderte
man jetzt die Thaten eines Königs, die er für sich, für
seinen Ruhm und seine Grösse unternahm. Man mag es
eine 'I'ransaction dieser neuen Zeit mit der alten nennen,
dass Alexander sich als den Sohn des Zeus ansah, gleich-
sam um das Gewissen der altgriechischen Frömmigkeit
bei der Verehrung des menschlichen Herrschers zu be-
ruhigen. Der Gegenstand der Begeisterung war also
nicht mehr in der idealen Höhe der Gottheit, er war in
naher Wirklichkeit zu schauen. Auch die Grossthaten
selbst
hatten
nlehr
irdischen
Stoff;
ES
W11 1'
nicht
mehr