Grundform.
17
Steigerung der Zugänge und Vorhallen, durch die Nach-
ahmung von Thier- oder Pflanzengestalten, oder durch
kolossale Massen und glänzende, kostbare Stoffe. Die
Griechen blieben rein bei der Sache selbst, weder die
Grösse ihrer Gebäude, noch die Anordnung und GestaL
tung der einzelnen Glieder überschritt die Gränzen des
Nothwendigeil und Nützlichen, aber durch die sinnvolle
Behandlung desselben verwandelten sie das Dürftige und
'l'rockene der blossen Zweckmässigkeit in freie Anmuth
und hohe Schönheit. Der Grundsatz, nach welchem sie
hiebei verfuhren, ist uns nicht ausdrücklich überliefert
worden. Leider ist von den Schriften, welche die grie-
chischen Meister nicht selten mit Beziehung auf ihre
Bauten verfasst hatten, auch nicht eine auf uns gekom-
men it). Der einzige Architekt des Alterthums, von dem
uns ein Werk erhalten ist, der Römer Vitruv, aus der
Zeit des Augustus, zeigt sich durch seine trockenen,
und von den griechischen Monumenten oft abweichenden
Angaben nur als beschränkter und nicht völlig glaubwür-
diger Schüler so grosser Lehrer. Inzwischen wie die
Theorie der Griechen überhaupt mehr andeutend und
anregend, als delinirend und erschöpfend war, so ist es
kaum wahrscheinlich, dass sie den obersten Grundsatz,
der ihrem Gefühle natürlich und unzweifelhaft sein musste,
in bestimmte Worte gefasst haben werden. Dagegen
gestatten uns die Ueberrestc ihrer Bauten wohl das Ge-
heimniss zu errathen, das sie zu Schöpfern der schönen
Architektur machte; Wenigstens für theoretische Einsicht,
die freilich noch nicht die künstlerische Kraft der eignen
Ausführung verleiht. Zunächst war Klarheit und Deut-
4) Eine
steller giebt
Il.
ziemlich lange Liste solcher
Vitruv im lib. VII. prooem.
architektonischen
2
Schrift-