Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

Skopas 
und 
Praxiteles. 
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zu Paris befindliche) Venus von Melos. Sie ist nur 
von den Hüften abwärts bekleidet, ruhig stehend, ohne 
jenen Ausdruck von weicher Lieblichkeit und Verschämt- 
heit, den die spätem Darstellungen dieser Göttin meistens 
zeigen. Ihr Haupt ist leicht erhoben, wie im Bewusstsein 
des Sieges, das Antlitz von hoher Würde, in der Bildung 
des Mundes spricht sich sogar ein edler Stolz aus; nur 
die Augen haben schon jenen sehnsüchtig-schmachtenrlen 
Ausdruck durch das Heraufziehen der untern Lider, 
welchen die Alten das „Feuchte" des Auges nannten, 
und der in den spätem Venusbildern so stark hervor-tritt. 
Wunderbar schön ist der Körper durch die frische, ge- 
sunde Natürlichkeit, die selbst in feinen Details, in den 
zarten Bewegungen der Muskeln und der Haut mit der 
grössten Meisterschaft durchgeführt und zugleich mit 
einer Grossheit und Einfachheit verbunden "ist, welche 
dem Styl der Bildwerke des Parthenon sehr nahe steht. 
Auch die Behandlung des Gewandes erinnert durch die 
Schärfe der Falten noch an diese, während das Haar 
freier ausgeführt ist i). XVir sehen also an diesem WVerke, 
einem der schönsten , welche auf uns gekommen, sehr 
deutlich den Uebergang aus der frühem in, eine spätere 
Zeit  
Skopas war von der Insel Paros gebürtig, er lebte 
und arbeitete aber zu Athen, und mag als der Begründer 
der neu-attischen Schule angesehen werden, als deren 
Haupt der um etwa 40 Jahre jüngere Praxiteles er- 
scheint; beide arbeiteten noch gleichzeitig (Skopas wahr- 
scheinlich im hohen Alter) an den Basreliefs, welche 
ü") S. Waagen a. a. 0. Th. lll. S. 110. 
M) In der Villa Albani ist eine antike 
Sfatue. 
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diesen
	        
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