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Dritte
Periode
der
griech.
Kunst.
Einzelnen sind auch diese Jünglingsgestalten von bewun-
(lernswürdiger Schönheit. In der Behandlung der Gewän-
der, Haare und Körperformen bilden diese Statuen eine
Mittelstufe zwischen der strengen Einfachheit des Phidias
und der weichem Grazie der spätem Kunst
Aus den Nachrichten der alten Schriftsteller wissen
wir, dass Skopas in seinen übrigen Werken meistens
Gegenstände aus dem Kreise des Dionysos und der Aphro-
dite wählte, mithin solche, in denen das Zarte und Ge-
fühlvolle vorherrschte. In einer Gruppe hatte er den Eros,
Himeros und Pothos (Liebe, Sehnsucht und Begierde),
in einer andern Aphrodite mit Pothos und Phaeton (nicht
der unglückliche Lenker der Sonnenrosse, sondern der
Liebesgott , der Sohn der Eos , den Aphrodite seiner
Schönheit Wegen entführte und zum Genossen ihres Krei-
ses machte] dargestellt. Eines seiner herrlichsten YVerke
war die Gruppe der lileergötter, Welche den Achilleus
(als Heroen nach seinem Fall) auf die Insel Lenka füh-
ren: ein Gegenstand (wie K. O. Müller sagt), in dem
weiche Anmuth, trotzige Gewalt, göttliche YVürde und
Heldengrösse zu einer so schönen Elarmonie vereinigt
sind, dass schon der X7ersueh die Gruppe im Geiste der
alten Kunst auszudenken, uns mit dem innigsten Wohl-
gefallen erfüllen muss. Aueh als Bildner des Apoll wird
er gerühmt. Unter allen vorhandenen Bildsäulen kann
man ihm keine mit grösserer Wahrscheinlichkeit zuschrei-
ben, als die (erst 1820 aufgefundene, jetzt im Museum
i) Die Zusammenstellung der Gruppe in den Verhältnissen eines
Giebelfeldes ist von dem Engländer Cnckerell zuerst mit Glück
versucht. Bekanntlich existiren übrigens auch ausser Florenz mehrere
Statuen dieser Gruppe, von denen der s.g. Ilioneus in der Glyptutlnek
in München und die WViederholung einer Tochter, der eilig bewegtgn:
im Braccio nuovo des Vatican die bedeutendsten sind.