Die
GruPPe
der
Niobe.
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aber lebten, wiewohl Praxiteles um ein bedeutendes jünger,
bald nach jenem Kriege und manche Gründe bewegen die
heutigen Forscher sich für den Skopas zu entscheiden "U.
iVelchenl wir sie aber auch verdanken, gewiss ist sie
eines der edelsten Werke menschlicher Kunst, und mehr
wie vielleicht irgend eines geeignet, uns die Hoheit und
Tiefe des griechischen Sinnes empfinden zu lassen. Be-
kannt ist der Mythus der Niobe, die im Stolze mütter-
lichen Gefühls der Latona, der Mutter des Apollo und
der Diana, sich gleich stellte. Dieser [lebermuth wurde
gerächt, die Pfeile der beleidigten Götter tödteten die
Kinder, ihr Mitleid verwandelte die schmerzerfiillte Mut-
ter in einen Fels. Unsre Gruppe giebt nun den Moment
wo die Geschosse der Himmlischen die Kinder bedrohen
und erreichen. Das jüngste Töchterchen flüchtet in den
Schqos der Mutter, die ältern erwarten schreckensvoll die
Pfeile, einer der Söhne ist schon z_u Boden gestreckt.
Die verschiedene Grösse und Stellung der Figuren lässt
keinen Zweifel übrig, dass sie zum Schmucke eines
Giebelfeldes bestimmt waren, wo denn die Mutter, als
die grösseste Gestalt, die Mitte einnahm; ob und wie
i) Dass die Gruppe, welche wir besitzen, eine andern sei als die von
der Plinius spricht, ist durchaus unwahrscheinlich. Ob sie aber wirk-
lich das Original oder nur eine schon damals nicht erkannte vortreil-
liche Copie sei, bleibt freilich ungewiss. S. VVaagen, a. a. O.
Th. III. S. 111. Praxiteles wird allerdings in einem Epigramm der
griechischen Anthologie (Jacobs gr. Bl. B. Il. Nr. 5.) und in dem
fast gleichlantenden Epitapln des Ansonins (28) als Bildnerx der
Niobe angegeben.
Götter verkehrten zum Stein mich Lebende; aber
Jetzt Praxiteles mir Leben und Seele verliehn.
Stein hat
Oüenbar ist diese Angabe aber keine gleichwürdige. Praxiteles Name
war der lyeriilnntere, an welchen diese späteren Poeten den Einfall
von der in Stein verwandelten Mutter und dem durch die Künstler
wieder ins Leben gerufenen Stein anknüpftenn.