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Griechische
Architektur.
an die der griechischen Wohnhäuser, in welchen auch
die Wand keine Fenster nach aussen hatte, sondern die
meisten Geschäfte auf dem innern Hofe verrichtet wur-
den, und die daran stossenden Gemächer dürcla die Säu-
lenhalle, die diesen umgab, und durch ihreThüi-en das
Licht erhielten.
Dies wird genügen, um den Umriss des griechischen
Tempels und seine wvesentlichen Verschiedenheiten von
der Architektur der andern Völker anschaulich zu machen.
Man sieht wie einfach hier alles ist, aber auch wie frei
und selbstständig. Wenn die Bauten der Inder, Aegyp-
ter, Perser theils in den Felsen eingehauen, theils durch
ihre phantastische Form oder durch ihre Lage noch mit
dem Boden zusammenhängend, nur eine Fortsetzung und
Steigerung der Eigenthümlichkeit desselben waren, so
steht hier das einfache , von seiner Säulenhalle rings
umschlossene Haus, auf seinen Stufen völlig frei und
selbstständig da, und löst sich von dem Grunde, auf dem
es ruht, leicht und entschieden ab, wie eine neue Schöp-
fung oder wie der Mensch in der Natur. Diesem einfachen
Grundgedanken entsprach denn auch die weitere Ausfüh-
rung und Ausschmüekung des Gebäudes, durch welche
dasselbe seine höhere Schönheit erhielt. Die frühern
Völker hatten die Würde ihrer Tempel stets nur durch
etwas Fremdartigcs herbeizuführen gesucht, durch den
phantastischen Wechsel der Formen , durch allmälige
Swlißfllm- Medium autem sub divo est sine tecto. III. l. 8. In
Rom gab es, wie er hinzufügt, keinen Tempel dieser Art, dagegen
in Athen den Octastylos (er bezeichnet so den Parthenon, als ein
allgemein bekanntes Gebäude, zugleich mit Beziehung darauf, dass
hier Seine Regel, diese Form nur bei zehnsäuligen Tempeln anzu-
wenden, nicht beobachtet sei) und den Tempel des Olympischen
Jupiters.