Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

Weitere 
Entwickelung 
plastischen Styls. 
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Griechenland ähnliche Folgen hervor. Als die Wunden 
dieses Bürgerkrieges geheilt waren, wuchs ein Geschlecht 
von anderer geistiger Richtung auf. Jene altgriechische 
Einfachheit und Strenge war schon zu des Perikles Zeit 
nur noch eine, wenn auch frische Erinnerung; aber den- 
noch war ein hohes, gemeinsames Streben, der Gedanke 
der Perserkriege herrschte noch, die Blicke waren noch 
auf grossartige Erscheinungen gerichtet. Athen kämpfte 
um eine ausgebreitete Herrschaft, selbst jener unglück- 
liche , vielleicht thörichte und ungerechte Zug nach Sici- 
lien zeigte einen kühnen Sinn; die Staatsmänner während 
des Krieges, vor allen der grosse und edle Perikles, 
waren noch begeisternde Gestalten. Jetzt änderte sich 
dies Alles, die Einzelnen begannen mit egoistisch ver- 
ständiger Ueberlegung ihren Vortheil, von dem ihrer Mit- 
bürger zu unterscheiden , die Richtung auf Erwerb und 
Genuss, auf Vereinzelung verbreitete sich immer mehr. 
Aber noch immer war es Griechenland, wo diese Auf- 
lösung vor sich ging, und so schnell konnte der Geist 
nicht schwinden, der so mächtig gewirkt hatte; noch 
gab es reine und herrliche Gestalten, wie Pelopidas und 
Epaminondas, wie später Demosthenes, Dion, Timoleon. 
Freilich hatten sie zu kämpfen gegen die Entartung ihrer 
Stammesgenossen oder ihrer Mitbürger, aber auch dieser 
Kampf erregte hohe und heilige Gefühle. Die Religion 
hatte zwar durch die Ausbildung sophistischer Lehren 
ihre unantastbare Heiligkeit verloren, sie war nicht mehr 
das feste Band der Einheit; aber mit der Vielseitigkeit 
des Verstandes entstand eine höhere Regsamkeit, eine 
bisher unbekannte Feinheit mannigfacher Empfindungen. 
Der Sinn für die Hoheit der alten Zeit war noch nicht 
verschwunden, er äusserte sich nur auf eine andere,
	        
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