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Dritte
Periode
der
griech.
Kunst.
forderungen mehr gehört, Naturbeobachtung und Kritik
machten auf manche früher übersehene, auch wohl für
eine höhere Richtung zu übersehende Mängel aufmerksam.
Daher die Neigung zu ängstlicherer Ausarbeitung und zu
genauerer Imitation der Natur, Welche auch dadurch be-
günstigt wurde, dass Porträtstatuen, besonders der Sieger
in den Kampfspielen, jetzt häufig vorkamen. Wenn diese
Richtung der grossartigen Einfachheit des Phidias in
geistiger Beziehung nachstand , so gewährte sie doch
auch für die volle Entwickelung der Kunst manche Vor-
theile, indem sie die Härten, welche sich dort allerdings
noch als Ueberreste des herben Styls vorfanden, über-
wand z. B. in den scharfen Falten der Gewänder, und
in der Bildung mancher Körpertheile, etwa der scharf-
geschnittenen Augenknochen. Indessen war freilich diese
mehr gelehrte und technische Kunstrichtung nur der
Uebergang zu einer auch in geistiger Beziehung eigen-
thümlichern Künstlergeneration.
Schon am Schlusse dieser Zeit, mithin sehr bald nach
Phidias und Polyklet, scheint übrigens der Gebrauch der
chryselephantiilen Statuen aufzuhören; die Bildwerke,
welche mit zur Architektur gehörten, wurden in Marmor
ausgeführt, sonst scheint für freistehende Statuen mehr
der Erzguss angewendet worden zu sein. Namentlich
waren Polyklet und Myron vorzugsweise als Erzgiesser
berühmt. Auch dies Material begünstigt aber eine ängst-
lichere N aturnachahmung.
Die
Zeit
des
Praxiteles
und
Lysippus.
Die zerstörendeil Wirkungen des pelopomlesischen
Krieges unterbrachen die künstlerische 'l'radition der alt-
attischen Schule des Phidias und brachten auch im übrigen