Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

Polykleitos 
und 
Myron. 
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Thicren dem Erze fast Leben zu geben, bei einem an- 
dern, dass er im Körper sorgfältig, die Seele nicht aus- 
zudrücken gewusst habe. Man sieht, es war eine Rich- 
tung auf eine mehr äusserliche Nachahmung der Natur, 
welche begreiflieherweise von der Menge und in Beziehung 
auf technische Vollendung gerühmt, von denen aber, die 
höhere geistige Ansprüche machten, weniger geschätzt 
wurde. Auch von zwei andern Künstlern dieser frühen 
Zeit, dem Kallimachos und Demetrios, wird es bald tadelntl 
erwähnt, dass sie in der Wahrheit zu weit gegangen, 
bald lobend, dass sie darin fortgeschritten. Ohne Zweifel 
(und in der That wird es bei Myron ausdrücklich bemerkt) 
hatten diese Künstler noch manches mit der strengen 
Kunst, die ihnen vorhergegangen war, gemein; dies 
musste aber um so mehr auffallen und hart erscheinen, 
wenn damit eine genaue und ängstliche Nachahmung der 
Natur in den Details verbunden war. Nur bei Thiergcstal- 
ten, wo es auf höheres, geistiges Leben nicht ankam, 
war es weniger störend, und so konnten die des Myron 
auch noch in einer weit "spätern Zeit als musterhaft be- 
wundert werden. 
Vermittelst dieser, freilich mangelhaften Nachrichten 
und durch eine Vergleichung mit den uns erhaltenen 
Werken können wir uns wohl eine Vorstellung von dem 
Gange der Kunstenttvickelmig in der Zeit neben und nach 
dem Phidias machen. Es war ein höchst angeregtes Le- 
ben; in allen Gegenden Griechenlands traten Künstler 
hervor, alle Städte wollten sich schmücken, man rief 
daher auch auswärtige Meister herbei oder suchte durch 
Coneurrenz das Vorzüglichste zu erhalten; Dadurch 
wurde die Kunst denn mehr dem religiösen Gebiete ent- 
zogen, die Stimme des Volks mit seinen sinnlicherir An-
	        
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