Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

276 
Dritte 
Periode 
der 
griech. 
Kunst. 
äusserliche Concession gegen die Architektur ansehen, 
welche der Plastik selbst, als der Darstellung der indi- 
viduellen Natur , fremd sei; die Architektur ist überall 
die Mutter der Plastik, in der Verbindung mit ihr, in 
der Geltung ihrer Linien ist das enthalten, was die Kunst 
von derlsinnlichen Natur scheidet. Man darf sich aber 
ebensowenig diese Berücksichtigung des architektonischen 
Styls in jedem einzelnen Kunstwerke wie eine bewusste 
Absicht des-Künstlers vorstellen; eine solche können 
wir höchstens da annehmen, wo eine unmittelbare Ver- 
bindung "mit einem Gebäude stattündet. VVir linden sie 
aber hier als die allgemeine Eigenschaft des herrschenden 
Styls, als die Regel, welche jene genaue und völlige Natur- 
wahrheit zu einer höhern Würde erhebt. Sie hängt (laher 
zum Theil mit der historischen Entwickelung der Plastik 
aus dem architektonischen Style zusammen, gewiss aber 
auch mit einem moralischen Element, das schon in dem 
ersten Gedanken des Werkes, in der Begeisterung des 
Künstlers wirksam ist. Die architektonische Regel des 
Kunstwerkes entspricht der sittlichen im Leben. In der That 
weht uns aus diesen Bildwerken ein Geist hoher, schöner 
Sittlichkeit entgegen, ein Geist der Kraft und der Milde; 
in den höchst bewegten, selbst in den kämpfenden Ge- 
stalten ist noch ein Zug der Ruhe, der sichern, leiden- 
schaftlosen Uebung, welcher uns den Anblick wohlgebil- 
deter, in Sitte und Mässigkeit erzogener Menschen giebt; 
in den ruhenden Gestalten dagegen zeigt sich die Kraft 
in dem schönen Bau der vielgeübten Glieder, in der 
anmuthigen, leichten Haltung. Diese Milderung der Kraft 
und Kräftigung der Milde hängt mit dem feinen Sinne 
für die reine Form und für die architektonischen Ver- 
hältnisse 
im 
Gegensafze 
gegen 
die 
blasse 
Nachahmung
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.