Bildwerke
am
Parthenon.
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sohe Hoheit giebt einen verwandten Ausdruck. Es sind
noch nicht einzelne Menschen, aber Urgestalten, Vorbil-
der derselben, die schon mit aller Lebensfrische und
Kraft ausgestattet sind. Auch auf die Thiere überträgt
sich diese Hoheit; der berühmte Pferdekopf des Öiebels
in seiner scharfen, flächenartigen Behandlung macht den
Eindruck, als 0b er das versteinerte, aus der Hand der
Gottheit hervorgegangene Urpferd sei, von dem alle
wirklichen Pferde mehr oder minder degeneriren. In
manchen Einzelheiten, in der Abschärfung grader Linien
und der fläohenartigen Darstellung runder Theile ist durch-
weg ein Ueberrest des ältern Styls zu erkennen; aber
dabei ist die Natur überall deutlich und bestimmt wie-
dergegeben und jene strengem Züge tragen mit dazu
bei, den Formen eine höhere Reinheit und Würde zu
Verleihen, sie vor- der Abschweifung in das Zufällige
und Weiche zu bewahren. Es ist die schöne Mitte zwi-
schen der allzu allgemeinen Auffassung des frühem und
der menschlich individuellen des spätem Styls.
An den Bildwerken in den Metopen haben wir schon
bemerkt, wie die Darstellung des Kampfes durch die
diagonalen Linien, welche sie hervorbringt, dieser Stelle
auch in architektonischer Beziehung zusagt. Aehnliche
Berücksichtigung der Architektur kann man aber auch
bei den andern S-culpturen des Parthenon Wahrnehmen;
auch an den Statuen ist die Rücksicht auf die Symmetrie,
auf das Verhältniss zu den Seitenlinien des Giebeldreiecks,
und bei dem schönen Zuge der Panathenäen die auf das
l-Ierumlaufende des Friescs, auf die schattigen Stellen
der Wand, an denen er angebracht, auf die Nähe und
den Gegensatz der ernsten Säulen mit ihren Kannelureia
zu erkennen Man darf diese Rücksicht nicht als eine