Bildwerke
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Parthenon.
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die Wirkung des Wetters und anderer Ereignisse ihres
Glanzes beraubt, vielleicht von noch grösserem Werthe.
Alle diese Werke sind durch Abgüsse und Abbil-
dungen allgemein bekannt. Zwar bemerken die, welche
die Originale im brittischen Museum zu betrachten das
Glück hatten, dass man nicht leicht in dem Maasse, wie
bei diesen sogenannten Elginmarbles, den Unterschied
von jeder Nachbildung, selbst vom Gypsabgusse empiin-
de; indessen auch schon solche schwachen Copien geben
uns eine Vorstellung von der Hoheit und Reinheit dieser
Kunstrichtung. Im Gegensatze gegen die frühere Kunst
ist vor Allem das volle Leben dieser Gestalten zu be-
wundern. Die Natur ist in ihren freien Aeusserungen be
obachtet und dargestellt, alle Charaktere sprechen sich
in der einfachsten Weise, mit der grössteil N aivetät aus,
alle Bewegungen haben eine ungezwungene Grazie, jedes
Glied des Körpers entspricht der natürlichen Bestimmung
und Form. Das Steife, Symmetrische, Herbe des frühem
Styls ist völlig abgestreift, das grelle Lächeln verschwun-
den; in allen Gestalten sehen wir naive Zuge, leichte
Wendungen des Hauptes, rasche Bewegungen des Kör-
pers. Die Gesichtszüge (wo wir sie beobachten können,
denn leider sind die Köpfe der bedeutendsten Gestalten
der Giebelgruppe nicht aufgefunden) sind lebendig und
schön, wenn auch noch nicht mit grosser Mannigfaltigkeit
behandelt; bei gleichem Alter und Geschlechte ist wenig
Verschiedenes, überall derselbe gesunde, heitre, milde
Ausdruck. Der männliche "Körper zeigt eine kräftige
Durchführung der Muskeln , aber gleichmässig, ohne
Uebertreibung und ohne Prunken mit anatomischer Kennt-
niss; das Hervortreten einzelner Theile, wie etwa der
breiten , gewölbten Brust im altern Styl, kommt nicht
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