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Dritte
Periode
der
griech.
Kunst.
Architravs und G-esimses in einem Gegensatze standen,
der zwischen beiden eine Vermittelung bildet. Auch von
diesen Reliefs ist eine Zahl auf uns gekommen. Am
Meisten erhalten ist der Fries an der Cella, die Pana-
thenäen, das grosse Fest der Athene, die langen Züge
der Jungfrauen, der Jünglinge zu Ross und zu XVagen
darstellend. Mehr als in irgend einem andern Werke
werden wir durch diese edle Composition in die schönste
Zeit des-griechischen Lebens eingeführt. Man sieht zu-
nächst die Jungfrauen schreiten, in langen Gewändern,
Opfergefässe, Krüge und Schüsseln tragend, paarweise,
meist gesenkten Hauptes, wie es sich am heiligen Feste
ziemt; ruhigen Fusses, doch fest auftretend, ohne zierliche
Leichtigkeit, die Arme einfach herabhängend, wenige
sprechend oder umgewendet. Priester übergeben die
Teppiche und Gewande den Jünglingen und Mädchen,
"mit dem Ausdrucke der Belehrung, wie so Heiliges ge-
ziemend zu tragen sei; Götter sitzen zuletzt, den Zug
erwartend. So auf der einen Seite des Tempels; auf der
andern sieht man den Zug der Reiter, die paarweise ein-
hersprengen, kräftige Jünglinge im kurzen, wehenden
Kleide, leicht und ritterlich in der Haltung, muthig und
munter im Ausdrucke, viele sich umwendend, einander
zurufend; weiterhin findet man solche, die noch nicht
aufgestiegen sind, sich dazu vorbereiten; zuletzt folgt
auch der Zug der zum W agenkanipfe Gerüsteten; end-
lich Greise, die auf ihren Stab gestützt, der Jugend
nachschaueil. Dieser Fries giebt uns, weil er eine zu-
sammenhängende Darstellung bildet, am Leichtesten ein
Gefühl von der Eigenthümlichkeit dieses Styls; für die
Beobachtung des Einzelnen sind dagegen die Statuen des
Giebels, wenn auch freilich sehr beschädigt, und durch