Bildwerke
am
Parthenoxu.
271
Auf diese Weise war die Gruppirung der Form des
Giebels angepasst. Die Darstellung des westlichen Gie-
bels bezog sich auf den Kampf der Pallas und des Po-
seidon um die Schutzherrschaft von Attika, einen Mythus,
von dem sich manche verschiedene Erzählungen iinden,
im Wesentlichen alle des Inhalts, dass Neptun durch
mächtige Erzeugnisse seine Gewalt zu zeigen suchte,
während Athene als Lehrmeisterin menschlicher Kunst
diese Schrecknisse überwand und milde freundliche Ge-
schenke gab. Hier ist dieser Wettstreit in der Art
vorgestellt, dass Neptun die Rosse schafft, die Göttin
aber den Erechtheus sie zu bändigen und zu benutzen
lehrt. Man sah in der Mitte das Zweigespann der Rosse,
schon vom Erechtheus gelenkt, davor Pallas, entgegen-
schreitend und gebietend, daneben Poseidon mit dem
Ausdrucke der Verwunderung; seitwärts in den niedrigem
Theilen des Dreiecks hinter Neptun die Götter seines
Gefolges, hinter Erechtheus die Familie desselben, dar-
unter ein Knabe, der Vor den Rossen fliehen will und
von seiner Schwester zurückgehalten wird; zuletzt der
Flussgott Ilissus , in liegender Stellung. Von beiden
Giebeln sind uns nur einzelne Statuen, mehr oder minder
beschädigt, erhalten, welche aber eine Vorstellung yon
dem Zusammenhange des Ganzen wohl gewähren, und
durch ihre Behandlung und Ausführung unsre höchste
Bewunderung erregen. In den Metopen, auf der Aussen-
seite des Tempels, waren auch hier, wie gewöhnlich,
Kämpfe dargestellt, namentlich die der Lapithen und
Centauren; Gegenstände, welche, wie man fein und rich-
tig bemerkt hat, den Vortheil gewährten, dass sie gröss-
tentheils diagonale Linien hervorbrachten, und also mit
den verticalen der 'l'riglyphen und den horizontalen des