Phidias.
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seiner zu gedenken; dennoch besitzen wir von ihm kein
völlig beglaubigtes Werk seiner Hand, und selbst nur
dürftige Lebensnachrichten.
Mit Perikles durch Freundschaft nahe verbunden,
war er , wie so viele Wohlthäter des atheniensisehen
Volkes, den Angriffen und Verfolgungen des Neides
ausgesetzt. Nachdem er sein berühmtes Standbild der
Pallas von Gold und Elfenbein gefertigt hatte, wurde er
von einem seiner Gehülfen angeklagt, einen Theil des
ihm übergebenen Goldes unterschlagen zu haben. Allein
vorsichtig , wie es heisst auf Anrathen des Perikles,
hatte er das goldne Gewand der Bildsäule so eingerich-
tet, dass es leicht abgenommen werden konnte, und das
Gewicht ergab seine Unschuld. Aber die Gegner des
grosseh Staatsmannes, die diesen mit seinem Freunde
zugleich in ein ungünstiges Licht setzen wollten, ruhten
nicht, und jener Ankläger musste nun aufs Neue mit der
Beschuldigung hervortreten, dass der Künstler sein eignes
Bildniss und das des Periklcs auf dem Schilde der Pallas
dargestellt habe. Ein sonderbarer Vorwurf, der aber als
ein Verstoss gegen die Götter oder vielleicht als ein
unerlaubter Ehrgeiz bei Bürgern des demokratischen
Staates angesehn, und erheblich genug gehalten wurde,
um Phidias ins Gefängniss zu führen. Hier ereilte ihn
der Tod, ähnlich wie den Miltiades und den Sokrates,
doch nicht wie diesen durch richterlichen Spruch, sondern
durch zufällige Krankheit oder geheimes Gift.
Dieser Urldank seiner Zeitgenossen steht in scharfem
Gegensatze zu der Verehrung, welche seine Werke durch
alle folgenden Jahrhunderte der griechischwömisehen
Zeit genossen. Die berühmtesten derselben sind nicht nur
selbst untergegangen, sondern sie gehören auch einer Klasse