Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

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Dritte 
Periode 
der 
griech. 
Kunst. 
Das zweite erhaltene Denkmal, das des Thrasyllus, 
ist bedeutend einfacher; es ist in den Fels gehauen und 
dient als Vorderseite einer Höhle. Es trägt zwei Drei- 
Füsse, den des Thrasyllus und den , welchen später sein 
Sohn 'l'hrasykles erwarb. Dieser aber war nicht mehr 
vermögend, er war nicht mehr Choragus selbst, sondern 
nur Führer eines vom Staate bestellten Chors gewesen, 
weshalb er denn auch das Denkmal seines Vaters benutzte. 
Das Monument besteht aus drei vertretenden Felsenpfei- 
lern , von denen der mittlere schmaler als die beiden 
äussern ist. Sie sind dorischer Art, natürlich wie es die 
Form des Pfeiler-s mit sich brachte, mit schwacher An- 
deutung des Kapitäls. Auch sonst finden sich manche 
Abweichungen von den Verhältnissen des dorisehen Styls; 
die Stämme der Säulen sind übermässig hoch, die Ent- 
fernungen derselben bedeutend grösser wie gewöhnlich. 
Doch erklärt sich dies leicht und darf noch nicht als ein 
Zeichen des Verfalls angesehen werden, da die blosse 
Facade einer Grotte nicht die Ansprüche eines freiste- 
henden Gebäudes machte. Auch der Fries ist nicht mit 
'l'riglyphen, sondern mit Kränzen verziert, in freier An- 
spielung auf den Sieg des Gründers. Eine weiblich ge- 
kleidete Bildsäule stand auf diesem Gebälke zwischen 
den 
beiden 
Altären. 
Wir sehen in dieser Periode die griechische Archi- 
tektur in ihrer ganzen Schönheit ausgebildet. Der dorische 
Styl hat jene allzuschweren Verhältnisse, die jugendliche 
Herbigkeit der frühern Zeit abgelegt und, ohne Nachtheil 
für seine Würde, das schöne Maass, die milde und doch 
grossartige Anmuth entwickelt, welche das eigentlich 
Charakteristische des griechischen Geistes ist. Daneben 
ist nun auch der ionische Styl nicht mehr das ausschliess-
	        
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