Choragische
Monumente.
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und reichsten Männer aus seiner Mitte , welcher als
Choragus, Chorführer, die Anordnung leitete, und für
diese Auszeichnung die Unkosten zu bestreiten hatte.
Blieb sein Chor Sieger, so hatte er _ferner das Recht,
den Dreifuss, welcher der Preis des Wettgesanges war,
auf einem Monumente, welches er wiederum auf seine
Kosten errichtete, aufzustellen. In unsern Tagen und in
einer Monarchie würde eine so kostspielige Ehre kaum
erwünscht gewesen sein; in Athen, wo der demokrati-
sche Sinn jedem Luxus ausser dem gemeinnützigen abhold
war, erschien es als eine günstige Gelegenheit für die
Reichen, sich gleichzeitig ein Denkmal ihres Namens zu
verschaffen und sich beliebt zu machen. Der Ehrgeiz
der reichen Bürger verwendete daher grosse Pracht auf
diese Denkmäler, welche eine eigene Strasse, die Strasse
der 'l'ripoden, bildeten. Ein schönes Beisliiel dieses eigen-
thümlich bürgerlichen Luxus gewährt uns das Monument
des Lysikrates, bei den altern Reisenden unter dem
sonderbaren Namen der Laterne des Diogenes bekannt.
Es ist dies ein kleines rundes Gebäude auf einem vier-
eckigen hohen Unterbau. Sechs Säulen in einem über-
reichen korinthischen Style tragen die aus einem Mar-
morsteine gebildete Kuppel, auf welcher sich ein überaus
zierlicher Untersatz erhebt, auf dem der Dreifuss stand.
Die Säulen stehen nicht frei , sondern sind durch Mar-
morplatten verbunden; die Kuppel selbst ist mit feinen
Blättern, wie mit kleinen Ziegeln verziert. Der Fries
endlich war mit einem vorragenden Basrelief, einem
Bacchuszuge geschmückt, von dem wir noch weiter
unten zu. sprechen haben. Das ganze schlanke Gebäude
diente offenbar bloss als der reiche, anmuthige, üppige
Träger des Dreifusses.
H. i?