Grundform.
l 3
höhere Ansprüche macht, ist von ihnen entlehnt. Die
Tempel selbst haben nun zwar mannigfache Formen,
allein ihnen allen liegt eine sehr bestimmte Hauptgestalt,
der Prototypus griechischer Baukunst zum Grunde.
Wir können diesen Grundgedanken der griechischen
Architektur mit einem Worte schon ziemlich deutlich
bezeichnen, ihr Tempel ist das Säulenhaus. Das Ein-
fachste ist oft oder immer das Fruchtbarste. In den
phantastischen Grotten der indischen Felsen, in den ge-
waltigen Massen Babylons und den luftigen Terrassen-
bauten von Persepolis, unter den duftenden, goldstrahlen-
den Cedernbalken des Salomonischen Tempels, in den
feierlichen Zugängen, Vorhöfen, Hallen der Heiligthümer
Aegyptens suchen wir vergeblich den einfachen klaren
Grundgedanken, der so natürlich scheint, und aus dem
sich doch alle Anmuth und Mannigfaltigkeit der griechi-
schen Architektur entwickelt hat. Das Säulenhaus, das
geschlossene, bedeckte, von tragenden Säulen umgebene
Haus ist dieser Grundgedanke, zu dessen näherer Be-
stimmung Folgendes zu bemerken ist.
Der Tempel ist seinem Grundrisse nach bei den Grie-
chen stets ein Viereck und zwar nicht ein Quadrat,
sondern ein längliehes Viereck, von bedeutender Ver-
schiedenheit der grössern von den kleinem Seiten, indem
diese (die Breite) in der Regel nur halb so gross als
jene (die Tiefe) sind. Die innern Wände sind dann
ringsum von runden Säulen umstellt, welche Gebälk und
Dach tragen. Das Gebälk ist dreitheilig; der Haupt-
balken unmittelbar auf den Säulen aufliegend, darüber
der Fries, die Balkenlage, Welche die Decke der innern
Theile bildet, endlich das Gesims, die herüberragende,
das Gebäude gegen Regen schützende Bedachung. Das