238
Dritte
Periode
der
griech.
Kunst.
mit dem Kapitäl beträgt ihre Höhe fast genau das Sechs-
fache des Durclnncssers, dagegen ist die Höhe und die
Ausladung des Kapitäls Lmd des Gebälks noch etwas
stärker. Indessen stehen doch die Verhältnisse im Gan-
Zßll
denen
des Parthenon
sehr
nahe
und
näher
als
denen
der frühern Architektur. Auch dieser Tempel gehört der
Gattung Peripteros an, allein er hat nur sechs Säulen
in der Fronte und dreizehn auf jeder Seite. [Teberhaupt
ist er in sehr kleinen Dimensionen erbaut, dennoch aber
nlacht er durch die Eurhythmie seiner 'l'l1eile auf die
Beschauer den Eindruck von Grösse und Erhabcnheit.
Er wurde auch in christlicher Zeit religiösem Dienste
gewidmet, und zwar wie Früher einem ritterlichen Heili-
gen, St. Georg. Diesem Umstande verdanken Wir es
Wahrscheinlich, dass er vorzugsweise gut, und bei wei-
tem besser erhalten ist als der Minervcntempel , und daher
den Reisenden eine ungestörte Anschauung gewährt und
sie zum Theil noch mehr begeistert. "Die Vollkommen-
„heit dieses Gebäudes," ruft Wordsworth, ein enthusiasti-
scher Britte, aus, „ist so gross, dass man sie auf den
"ersten Blick gar nicht in ihrem ganzen Werthe auffassen
„kann. Seine Schönheit besticht alles; seine kräftigen
„und dennoch so graziösen Formen sind bewundernswür-
„dig und bei der Lieblichkeit der satten honiggelben
„Farbe, welche der Marmor jetzt nach Jahrtausenden
„angenommen hat, möchte man glauben, dass dies Ge-
„bäude nicht aus den rauhen Steinen des Felsgebirges,
"sondern aus den goldigen Strahlen eines athenieilsischen
„Sonnenunterganges hervorgegangen und zusammengesetzt
"werden." Mit plastischem Schmucke war der 'l'heseus-
tempel zwar bei weitem nicht in dem Maasse ausgestat-
tet, wie jener; die Westseite scheint ganz ohne Bildwerk