Theseustempel.
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unter der Decke ein Fries umher, auf dem, ohne weitere
architektonische Verzierung die Feier der Panathenäen,
des grossen Minervenfestes , in bewundernswürdig schöner
Darstellung gemeisselt war. Die Giebel endlich waren
noch sehr niedrig gehalten; nach Bröndsteds schönem
Vergleiche wie eine ruhig fortglühende Flamme sich
mässig erhebend. Im Innern derselben standen Statuen-
gruppen, an die Giebelform sich anschliessend, auf der
östlichen oder vordern Seite des Tempels die Geburt der
Pallas, auf der westlichen ihren Wettkampf mit Poseidon
um die Schutzherrschaft von Attika darstellend. Von
dieser ist bei weitem mehr erhalten, bei jener würden
wir den Gegenstand aus den geringen Ueberresten kaum
erkennen, wenn nicht Nachrichten darüber auf uns ge-
kommen wären. Das Material des ganzen Gebäudes War
der schöne pentelische Marmor. Dennoch waren sowohl
das Bildwerk an Gewändern, Waffen und Schmuck, als
die kleinem architektonischen 'l'heile mit entsprechenden
Ornamenten bemalt und vergoldet. Die höchste Zierde
verlieh dem Tempel endlich das von Gold und Elfenbein
gearbeitete Standbild der Göttin, eins der Meisterwerke
des Phidias, nur von ihm selbst in seinem olympischen
Jupiter übertroffen. Die Baumeister des Tempels sind
uns genannt, Iktinos und Kallikrates; jener hatte
auch in Gemeinschaft mit Karpion eine Schrift über den
Bau aufgesetzt.
Der T heseustempel, etwa zwanzig Jahre vor dem
Parthenon vollendet, zeigt ein ähnliches, wiewohl noch
weniger durchgeführtes Bestreben, die strengen und ge-
waltsamen Verhältnisse des altern dorischen Baues zu
mildern und anmuthigei- zu machen. Die Säulen sind
noch etwas schlanker gehalten als am Minerventempel,