Attische Bauten.
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ein uraltes Heiligthum, mehrern athenischen Schutzgöttern
in verschiedenen Abtheilungen gewidmet, besonders dem
Erechtheus, auch dieses wurde erneuert. Ausser den
Tempeln der Götter wurde aber auch für die Feste ge-
sorgt, welche bekanntlich den Griechen nicht bloss die
Bedeutung eines erheiternden Spieles, sondern auch einer
religiösen Feier hatten. Ein steinernes Theater wurde
begonnen, das Odeon schon unter Perikles vollendet.
Auch das benachbarte Eleusis, der Sitz der von den
Athenern so hochgehaltenen Mysterien wurde um diese
Zeit auf das Reichste geschmückt und andere attische
Orte, Rhamnos, Sunion, 'l.'horikos erhielten mehr oder
weniger prachtvolle Tempel. Diese Bauwerke (lurfteu
iratürlich, zumal nach griechischen Begriffen, angemesse-
ner bildlicher Ausstattung nicht entbehren, und es ent-
wickelte sich daher in Athen eine künstlerische Thätigkeit,
die vielleicht ohne Gleichen in der Geschichte ist, und
auf Welche die Freigebigkeit und der Kunstsinu der
Athenisehen Bürger Summen verwendete, die für jene
metallarmen Zeiten von höchster Bedeutung waren. Man
berechnet die Ausgaben der Perikleischen Bauten auf
mehr als ziveitausend Talente, mehr als drittehalb Millio-
nen 'l'haler unseres Geldes, während die gesammte jähr-
liche Einnahme des atheniensischen Staats höchstens auf
tausend Talente geschätzt wird. Ein ganzes Heer von
Künstlern aller Art, Baumeister, Zimmerleute, Bildhauer,
Schmiede , Steinmetzen , Goldarbeiter , Elfenbeindreher,
Maler , Sticker und Bildschnitzer (so zählt ein alter
Schriftsteller sie auf] wurde dabei beschäftigt. Die Seele
aller dieser Unternehmungen aber und das leitende Haupt
in allen Kunstzweigen war Phidias , der Freund des
Perikles, dessen eigne plastische Werke wir unten naher