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Dritt-c
Periode
der
griech.
Kunst.
Bewusstsein , dass Hellas die Heimath dieser schönen
Eigenschaften sei, entwickelt. Schon damals begann
Pindar seinen stolzen Gesang, in Welchem alles Schöne
und Edle, die Furcht der Götter, die Gastlichkeit und
edle Sitte, die Schönheit und Macht der Städte so be-
geistert gepriesen werden. Der heldenmüthige Wider-
stand des kleinen Volkes gegen die zahllosen Schaarcn
des grossen Königs war die WVirkung dieser Begeiste-
rung. Aber erst in diesem WViderstande hatte sich der
Geist des Griechenthums bewährt, und war bekanntes
und Wohlerworbenes Gemeingut geworden; freudige
Dankbarkeit gegen die heimischen Götter, die Beschützer
des Rechts und des Muthes, verband sich mit dem un-
verkümmerten Genusse der geistigen Gaben, die sie
verliehen hatten. Daher schwand denn nun jene ängst-
liche Besorgniss vor der Ueberschreitung des Maasses,
Welche die allzustrengen Gesetze und die gedrungenen,
schweren Formen der Kunst hervorgerufen hatte, und
die Gemüther erhoben sich, frei und kühn und entfalteten
ihre höchste Schönheit, die, wenn sie auch das Loos
alles Menschlichen theilend, schnell verblühen und ent-
arten sollte, dennoch ein Vorbild gewährte, zu dem alle
Zeiten hinauf blicken.
In zwiefaeher Gestalt hatte sich die Kraft Griechen-
lands in dem grossen Kampfe gezeigt. Jene harte spar-
tairische 'l'ugend, die höchste Leistung des rein dorischen
Sinnes , in ihrer unbeugsamen Beharrlichkeit und ihrer
rücksichtslosen Aufopferung glich den muskelstarkeil,
gleichmüthig kalt lächelnden Gestalten des frühem Styles;
daneben aber trat die gewandte Klugheit, der unterneh-
mende Muth der Athenienser noch leuchtender hervor.
Die Alllbpfürllllg des Leonidas bereitete den Sieg vor,