Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

Würdigung 
des 
bildnerischen 
Styls. 
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der allgemeinen Sitte unterzuordnexl, nichts Eigenthünn; 
liches und Abweichendes durchblicken zu lassen. Die 
Freiheit schuf sich ihre Basis durch eine strenge Gleich- 
heit des Maasses, welche allerdings höhere geistige An- 
sprüche nicht begünstigte, ja selbst nicht duldete. Auch 
jetzt gab es hervorragende Geister, aber diese waren 
Gesetzgeber und wandten also ihre Kraft nur auf die 
Befestigung der allgemeinen Regel. Selbst die Sprüche 
der Weisen führten alle nur auf die Empfehlung jener 
ruhigen Gleichheit des Maasses hin. S0 war der Sinn 
für Symmetrie und Ordnung, für feierlichen Ernst und 
ehrbare Religiosität durchaus und strenge vorherrschend, 
und nur innerhalb der Gränzeil, welche durch ihn gezogen 
wurden, bewegte sich der griechische Geist. Dies war 
auch das Conventionelle, der Zwang, Welcher die Kunst 
von freier Beobachtung der Natur zurückhielt; es bedurfte 
nicht, wie man wohl gemeint hat, einer absichtlichen und 
ausdrücklichen priesterlichen Satzung. Aber fi-eiliclrist 
grade in den höhern Gebieten geistigen Lebens, wo sich 
die Individualität am Eiltschiedeilsteil und Freiestexi aus- 
zubilden vermag, dieser Sinn feierlicher, symmetrischer 
Ordnung am Meisten fühlbar, und er mag hier, wenn man 
eine solche Zeit mit spätem und mehr entwickelten Zustän- 
den vergleicht, als eine harte Beschränkung erscheinen. 
Die Alten nennen bekanntlich die Musik und die 
Gymnastik als die beiden grossen Bildungsmittel der 
Jugend, und zwar wie Plato sagt, die Musik in Beziehung 
auf die Seele, die Gymnastik in Beziehung auf den 
Leib. Beide wurden in dieser Zeit mit Begeisterung 
gepllegt , wie dies vor Allem Pindar in seinen herrä 
liehen Siegeshymnen zeigt; allein beide erscheinen "doch 
in sehr verschiedenem Grade entwickelt. Die Musik 
u. I5
	        
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