Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

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Zweite 
Periode 
der 
griech. 
Kunst. 
hingegebene , bescheidene Frömmigkeit und den Geist 
des Strebens und Forschens, die Anhänglichkeit an das 
Hergebraehte und den Trieb unbeschränkten Fortschreitens. 
Beide sind hier noch nicht vollkommen verschmolzen, sie 
zeigen sich in gesonderten Momenten, aber darum nur 
um so klarer und" bestimmter. Ihre künftige Durchdrin- 
gung gewahren wir nur daran, dass beide jetzt schon 
gleiches, wenn auch auf jeder Seite übertriebenes Maass 
halten, und wir haben daher von diesen Werken einer 
noch vorbereitenden Zeit den wohlthätigen Eindruck, 
Welchen uns der Anblick eines Jünglings macht, in dessen 
wiewohl schroffen Aeusserungen wir den Charakter des 
bedeutenden Mannes ahnen. Auch in einem solchen ist 
noch nicht die vollkommene und ruhige Harmonie der 
Kräfte, Welche bei späterer Reife eintritt. Er geht bald 
nach der einen, bald nach der andern Seite hin zu weit, 
die Elemente seines Wesens kämpfen noch in ihm und 
erlangen wechselweise die Oberhand. Aber grade die 
Kraft dieser einzelnen Aeusserungen, das deutliche und 
entschiedene Einsetzen der Töne bürgen für die Entwicke- 
lung seines Wesens. S0 ringen denn auch in diesen 
Kunstgestalten die beiden Elemente, die beharrende Fröm- 
migkeit der Ueberlieferung mit dem Geiste der Freiheit, 
und in diesem Kampfe spricht sich die Frische der Jugend 
und die Zuversicht des Werdens erfreulich aus. 
In den vollkommensten Werken dieser Epoche, den 
äginetischen Statuen, sehen wir diesen Zwiespalt seiner 
Entscheidung nahe gebracht. Jenes Conventionelle der 
frühem Kunstübung ist schon gemildert; nur in der Hal- 
tung und Bekleidung der Göttin ist es noch auffallend, 
in der Anordnung der Gruppe Wirkt es nur als Wohl- 
thätige symmetrische Regel. Die Naturwalirheit hat schon
	        
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