Würdigung
des
bildnerischenm
Styls.
des Farbensinnes ebenso wie die Erinnerung an die uralte
Gewohnheit, die Götterbilder mit wirklichen Prachtge-
wändern zu bekleiden, in dieser frühem Zeit noch kräf-
tiger sein musste.
Betrachten wir
die
Werke
der
Plastik
und
Malerei
zusammen, so lässt sich nicht verkennen, dass sie bei
allen Mängeln und Unvollkolnmenheiten dennoch einen
sehr Vortheilhaffen Eindruck machen. Selbst die frühesten
Denkmäler dieser Zeit, an welchen das Harte und Steife
überwiegt, sind nicht ohne Schönheit. Es ist nicht bloss
die ruhige Frömmigkeit, die Unschuld und Einfalt des
Sinnes, welche uns darin anspricht, sondern wir fühlen
schon die Richtung auf das Kräftige und zugleich die
leise Regung der feinen Empfänglichkeit für das Ge-
nlässigte, Milde, Anmuthige, aus welcher sich später die
hohe Schönheit des griechischen Styls entwickelte. Be-
sonders charakteristisch ist aber der Ausdruck der Be-
wegung, so hart und gewaltsam er auch dem Auge
erscheint, weil wir darin das tiefe Gefühl für die Natur
und XVahrheit, für das Entschiedene und Wirksame so
naiv und unverschleiert erblicken. Es ist die Regsamkeit.
und Kraft, die wir an den homerischen Gestalten lieben.
Andererseits ist auch jene feierliche Zierlichkeit, der
schwebende Gang , die wiederkehrende , absichtliche
Grazie der Fingerhaltung, die architektonische, steife Re-
gelmässigkeit der Gewandfalten nicht unschön. Sie bildet
zwar einen Gegensatz, aber sie harmonirt auch zu der
derben, markirten Behandlung der muskulösen Körper,
und zu den heftigen, eckigen Bewegungen, und hält
diesem Uebermaass gleichsam das Gegengewicht. Wir
linden darin die beiden Elemente, deren Durchdringung
das Wesen des Griechenthums ausmacht, die ruhige,