Erhaltene
Bildwcrkc.
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nur mit den Spitzen leise auf. Zu den merkwürdigsten
Ueberbleibseln dieser Art gehören einige Altäre oder
Brunnenmüildungen mit den Festzügen ruhig fortschreiten-
der Göttergestalten oder auch die mehrmals wiederholte
Darstellung des Raubes des appollinischen Dreifusses
durch den Herakles
Nicht alle Bildwerke, an denen wir einzelne dieser
Merkmale wahrnehmen, gehören übrigens wirklich dieser
Epoche an. Namentlich giebt es einige, bei welchen die
alterthümliche Tracht, die gefältelten Gewänder, die
steifen Flechten und Locken des Haares, die feierliche
Zierlichkeit der Hände und des Auftretens, der über-
mässige Ausdruck der Kraft sich mit einer richtiger-n
iraturgemässen und mildern Darstellung der Gesichtszüge
und Körperformen verbinden. Es erklärt sich dies da-
durch, dass man auch später noch Weihgesehenke für
Tempel in einem Style arbeitete, welcher durch seine
Strenge und durch die Verwandtschaft mit den ältcrn
Werken einen Schein grösserer Heiligkeit hatte. Man
nennt diesen absichtlich steifen und überzierlichen Styl
den hieratischen oder archaistischen. Beispiele sol-
cher spätem Nachahmungen geben einige Darstellungen
eines beliebten und oft in den Museen wiederkehrenden
Gegenstandes, des Dreifussraubes durch Ilerakles. Auch
ein schönes Relief des kapitolinischen Museums, einen
Satyr mit den drei Horen darstellend, und mit dem Na-
men des Künstlers Kallimachos bezeichnet, scheint
dahin zu gehören, aber doch in einem Moment entstanden
zu sein, wo der Sinn für höhere Schönheit schon so weit
ü) Diese Anfiihrungenx genügen hier;
b. K. O. Müller S. 96. und Kugler
vollsländigere Aufzählungen
Handbuch S. 199. IT.