Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

216 
Zweite 
Periode 
der 
griech. 
Kunst. 
die 
herculanischen 
Statuen 
schon einen weiter 
entwickeL 
ten Sinn. Die Stellung der Beine ist freier, nicht mehr 
wie bei jener parallel und einwärts, die Falten gewähren 
grössere Massen, die ganze Gestalt hat ungeachtet des 
derb Heftigen, etwas Natürliches und Anmuthiges. Be- 
sonders gilt dies von der Diana. 
Diese gleichzeitige Richtung auf das Angestrengte 
und Zierliche zeigt sich in den Reliefs, wo die Kunst 
weniger durch ihre Mittel beschränkt war, noch deut- 
licher. Wir finden in ihnen dieselben derben , fast 
sclnveren Körperformen, die Verhältnisse schwankend, 
bald sehr schlank, bald kurz und gedrungen, die Muskeln, 
Gelenke und Sehnen übermässig hervorgehoben, und da- 
durch alle Umrisse hart und schneidend. Die flaltrmg 
des Kopfes ist starr, die Bewegungen sind schroff und 
eckig, und daher selbst bei grosser Lebendigkeit steif, 
der Gang gewöhnlich weit ausschreitend, oft mit ein- 
wärts gehaltenen Füssen. Die Auffassung des Reliefs ist 
schon entschieden für das Profil, aber die Stellung ein- 
zelner Theile z. B. der Augen noch häufig fehlerhaft wie 
von vorn gesehen. Neben diesen Mängeln und neben 
der Richtung auf das Heftige und Uebertriebene zeigt 
sich aber auch hier die Neigung zu einer , wiederum 
iibermässigen und steifen Zierlichkeit; die Gewänder 
sind sauber und regelmässig gefältelt, wie mit dem Plätt- 
eisen, das Haar drahtförmig gelockt oder in dicken Flech- 
ten regelmässig auf beiden Seiten herabhängend, an den 
Händen beim Anfassen von Sceptern, Stäben oder andern 
Attributen, oder auch beim Aufnehmen der Gewänder an 
weiblichen Gestalten sind stets zwei Finger mit affectirter 
Grazie zusammengehalten, endlich treten in vielen Fällen 
selbst die Füsse nicht mehr mit ganzer Sohle, sondern
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.