Erhaltene
Bildwerke.
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seitwärts durch kleine schräge Falten bezeichnet ist. In
der Mitte ist auch hier der Rock aufgenommen und bildet
dadurch zwischen einer Masse von schmalen, senkrech-
ten Falten einen breiten Streif, der aber hier nicht, wie
an der Statue von Aegina, leer gelassen, sondern mit
elf kleinen übereinandergestellten Reliefs , Kämpfe mit
Giganten enthaltend, wie mit einer schweren Stickerei,
verziert ist. Wenn schon in der Haltung der Göttin eine
Neigung zu gewaltsamen Bewegungen ersichtlich, so
herrscht diese noch viel mehr in diesen kleiuern Darstel-
lungen. Jede von ihnen besteht aus zwei Gestalten,
von denen meistens die eine auf ein Knie gesunken ist,
oder sich sonst als überwunden und dem Schlage der
andern weichend zu erkennen giebt. Sie sind übrigens
gut gezeichnet und von lebendiger Auffassung; einige
Figuren verratheil schon ein sehr ausgebildetes Gefühl
für die Bewegung des Körpers , während andere noch
unbeholfen und plump erscheinen. Auffallend ist dabei
die öftere Wiederkehr derselben Bewegung mit höchst
geringen Veränderungen; nalnentlich findet sich die auf
das Knie gestützte Gestalt, welche offenbar die gelun-
genste ist, nicht weniger als vier Mal Wieder. Man
erkennt, darin die Genügsamkeit der alten Kunst, zugleich
aber auch das Mittel des Fortschreitens, indem man durch
Wiederholung einer Lieblingsgestalt immer tiefer in die
Bedeutung ihrer Formen eindrang.
Eine ähnlich fortschreitende Stellung wie an der
Pallas von Dresden bemerkt man an einer Statue der-
selben Göttin und an einer der Artemis , welche in
Herculanum gefunden sind. Auch hier die Verbindung
des Angestrengten und Hcftigen mit der Zierlichkeit
wohlgeordneter und synnnetrischer Falten. Dennoch zeigen