Erhaltexie
Bildwerke.
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die Prolilzüge feiner, der Bart in eine Spitze auslaufend.
Sehr merkwürdig ist demnächst das Relief in der Villa
Albani, welches Winkelmann als die Darstellung der
Erziehung des Bacchus durch die Leucothea, Islirt als
die der Venus mit Amor und den G-razien erklärte. Eine
Frau oder Göttin sitzt auf einem Sessel, den Schemel
unter ihren Füssen, auf dem Schoosse hält sie ein stehen-
des, nach ihr hingewendctes, und, wie die Bewegung der
Hand verrath, sprechendes Kind; hinter demselben stehen
drei Weibliche Gestalten, in sehr schroff abnehmender
Grösse, Wahrscheinlich um die Entfernung perspectivisch
anzudeuten, von denen die vorderste ein Tuch oder Band,
vielleicht das Gängelband des Kindes, hinhäilt, um es
demselben anzulegen. Die Kopfbildung hat Aehnlichkeit
mit der der Aegineten, Stirn und Nase bilden eine ziem-
lich grade Linie, das Auge steht etwas schräg, die Ober-
lippe ist kurz, das Kinn zu lang und stark. Der Ausdruck
ist freilich nicht sprechend, aber etwas weniger steif als
dort. Ganz eigenthümlich ist die Behandlung des Ge-
wandes, indem das Unterkleid der Göttin, so wie die
Kleider der andern Gestalten mit graden, parallelen,
senkrechten Falten gereift ist 5 der Mantel der Göttin
hat freiern Wluf, seine Parallelfalten sehliessen sich der
Körperbildung mehr an. Von den zierlichen Winkeln der
Falten am Saume findet sich nur eine geringe Spur, das
Haar ist nicht in künstliche Locken gelegt, sondern durch
wellenförmige, parallele Linien angedeutet. Die Haltung
des Körpers der stehenden Gestalten ist sehr steif, die
Bewegungen der Arme sind aber leicht und natürlich.
Im Ganzen ist hier also, obgleich das Fehlerhafte der
Züge und die Behandlung des Gewandes auf die älteste
Zeit hindeuten, doch schon eine freiere Richtung auf die