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Zweite
Periode
d e 1'
griech.
Kunst.
Es war wichtig, diese Statuen etwas genauer zu
beschreiben, um uns das Resultat der Kunstübung dieser
Periode zu vergegenwärtigen. Bezeichnend ist für die-
selbe, dass die Körperbildimg und der Ausdruck der
'l'hat schon so weit vorgeschritten, während Form und
Ausdruck des Gesichts noch weit Weniger entwickelt
sind, jene noch unharmonisch, dieser gleichförmig, ohne
wesentliche Unterscheidung der Charaktere und der Stim-
mung. Mit diesem Mangel des individuellen Lebens
hängt auch die Behandlung des Gewandes zusammen.
Sie ist offenbar nicht der freien Thätigkeit des Werk-
tages entnommen , wo auch in Haltung und Kleidung
jeder nach seiner Persönlichkeit sich eigenthümlich aus-
spricht, sondern dem durch die Sitte vorgeschriebenen
religiösen Feste, wo man sich im ungewohnten, regel-
mässig geglätteten und gefalteten Gewande langsam und
steif bewegt.
Durch eine Reihe von andern Bildwerken , deren
Entstehungszeit nur im Einzelnen nicht so wie bei den
Metopen "von Selinus und den Statuen von Aegina fest-
gestellt ist, die aber im Allgemeinen unzweifelhaft in
diese Periode gehören, können wir die geschichtliche
Lücke zwischen jenen beiden ausfüllen , und uns die
Eigenthiimlichkeit des Styls dieser Zeit anschaulicher
machen.
Zu den ältesten Ueberresten altgriechischer Arbeit
gehört ein auf der Halbinsel Samothrake gefundenes
Fragment eines Reliefs, darstellend, wie die Beischriilen
zeigen, die Helden 'l'althybios und Epeios vor Agamemnon.
Die Behandlung weicht von der der Selinuntischen Me-
topen darin ab, dass in ihr mehr das Scharfe, Zierliche.
als das Derbe vor-herrscht, die Figuren sind schlanker,