Die
äginetischen
Bildwerke.
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Nase, die Augen etwas gegen dieselbe gesenkt, das
Oval des Gesichts zwar wohlgestaltet, aber der Kopf im
Ganzen zu gross, Wodurch der Körper zu klein und un-
tersetzt erscheint. Minerva ist etwas über, die Krieger
sind etwas unter natürlicher Lebensgrösse, wodurch das
Ganze in der Höhe des Giebels noch mehr kleinlich
werden musste. Die Miene ist überall, bei den heftig
Anstürmendeil oder Zielenden wie bei den Verwundeten
dieselbe, ein steifes, bedeutungsloses Lächeln; an See-
lenausdruck War noch nicht gedacht. Die Haare sind an
der Stirn in künstliche, schneckenartige Locken gelegt,
hinten lang oder in eine Flechte gebunden. Ebenso sind
die Falten an dem Gewande der Göttin durchweg mit
einer steifen, absichtlichen Regelmässigkeit behandelt,-
in welcher aber schon der Sinn für Schönheit der Massen
erkennbar ist. Der Rock ist unter der Brust ein Wenig
aufgenommen, wodurch ein breiter beleuchteter Streifen
entsteht, neben dem dichte, beschattete Falten an beiden
Seiten, zunächst senkrecht, dann schräge seitwärts her-
ablaufen und am Saume eine treppenförmige Abstufung
nach beiden Seiten bilden. Auch das Obergewand fällt
in stufenförmigen oder gezackten Falten herab, während
die Aegis von ähnlichen gezackten Einschnitten umgeben
ist. Eine gleiche Anordnung der Falten iindet sich an
zwei kleinen weiblichen Figuren, welche ohne Zweifel
oberhalb der Spitze des Giebels neben der Verzierung
derselben aufgestellt gewesen waren, wahrscheinlich
Priesterinnen im Moment feierlicher Handlung, mit den
Spitzen der Finger der einen Hand das Gewand leicht
erhebend, um den geregelten Festschritt zu erleichtern,
die andere nach der Brust zugewendet, um irgend ein
Feslsymbol, etwa eine Blume zu halten.
Hi