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Zweite
Periode
der
griech.
Kunst.
einen Künstler, Antenor, welcher die Bildsäulen der Ty-
rannenmörtler , I-Iarmodius und Aristodgiton, verfertigen
konnte, und etwas später waren Kritias und Hegias oder
Ilegesias als Erzgiesser rühmlichst bekannt. Diese we-
nigen Namen griechischer Meister mögen hier beispiels-
weise stehen , während noch eine grosse Zahl von
Künstlern dieser Epoche erwähnt und in den Schriften
der Archäologen zusammengestellt ist.
Ueber den Styl der Kunst sind schriftliche Nach"
richten immer sehr unzureichend, zumal bei der Unsicher-
heit des Sprachgebrauchs einer entfernten Zeit und bei
der Unzuverlässigkeit der vielfach abgeleiteten Quellen,
aus welchen sie uns zufliessen. Daher ist denn auch das,
was wir für diese Epoche aus den alten Autoren ent-
nehmen können, nur sehr allgemein und unbestimmt, und
kommt im Ganzen auf den Vorwurf des Harten und
Strengen hinaus. Quintilian nennt die Werke des Kallon
und Hegesias zu hart und den tuscanischen ähnlich ,
Cicero die Bildsäulen des Kanachos strenger, als es sich
mit der Nachahmung der Natur vertrüge, Lucian die des
Kritias und Hegesias streng angezogen, sehnig, hart und
genau nach bestimmten Linien gedehnt. Wir dürfen
freilich nicht vergessen, dass diese Urtheile aus sehr viel
späterer Zeit herrühren , deren weichlicher Geschmack
auch noch den Werken der folgenden, schönem Periode
ähnliche Vorwürfe machte. Indessen hatte auch diese
Strenge erweisliche äussere und innere Ursachen; wir
wissen aus einzelnen Beispielen, (lass man sich bei den
Götterbildcrn nicht gern von der althergebrachten ver-
ehrten Form entfernte. Nach einem Brande wurden alte
Holzbildcr in Erz nachgeahmt, und die Colonicn verlang-
tenlßlie heimischen Götter der Mutterstadt auch in der