Plastik.
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des Thcspis war beweglich, und in den Privatwohnungen
herrschte noch eine republikanische Sparsamkeit.
Lik.
Pl-as
Dieselben Ursachen, welche in dieser Epoche der
Baukunst einen höhern Aufschwung verliehen, die zur
nehmende äussere WVohlFaln-t, verbunden mit der Freiern
Regsamkeit und Blmpfänglichkeit des Geistes, zeigten sich
auch in den andern bildenden Künsten wirksam. Auch
hier erkennen wir das Erwachen des Sinnes und der Liebe
für
die
Schönheit
und
das
weitverbreitete
Bestreben von
h andwerksmässig unbewussten Leistungen zu einem Freiern
Kunstbetriebe zu gelangen. Aber dabei sind, nach der
verschiedenen Natur dieser Künste, die Resultate ab-
weichend; während die Architektur leicht und unmerklich
schon eine Vollendung erhält, die nur noch den letzten
Schritt erfordert, um ihrer ernsten Schönheit den Reiz
der Anmuth zu verleihen, während sie gleich anfangs
diese Stufe erreicht und auf" derselben ruhig waltet, ge-
währt nns die plastische Kunst den Anblick eines müh-
samen Ringens und vielgestaltiger Versuche, die zwar
endlich zu einem ähnlichen Ziele hinführeil, aber dennoch
weniger Befriedigendes, weniger Bleibendes leisten, als
die Architektur derselben Zeit. Wir können uns diesen
Unterschied wohl erklären, indem die Aufgabe der Plastik
weiter geht, als die der Baukunst; da sie das individuelle
Leben des Geistes gestalten soll, während diese sich in
dem Kreise des Allgemeinen hält, umfasst sie viel Man-
nigfaltigeres, hat tiefere Gegensätze zu durchdringen und
in Ilarmonie zu setzen, und steigt daher durch sehr viel
feinere Modifieationeix, gleichsam auf vielfach unterbrochen