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Zweite
Periode
der
griech.
Kunst.
sind so wichtig und so nachwirkend bedeutsam, dass wir
darin eine der seltenen Leistungen des Genius erkennen,
wie sie von Zeit zu Zeit in die Geschichte eingreifen
und gegen den ruhigen Gang der Entwickelung wie ein
plötzlicher und überraschender Sprung erscheinen f).
Ueberhlicken wir die Monumente, wie sie sich auf
der ganzen Ausdehnung griechischer Wohnsitze am Ende
dieser Periode zeigen, so sehen wir in den westlichen
Ländern, in Italien und Sicilien, das alterthümlich Strenge
des Dorismus festgehalten, im eigentlichen Griechenland
gemildert und im Uebergange zu schlankern Formen, bei
den asiatischen Ioniern endlich schon den eigenthümlich
ionischen Styl in seiner freien Anmuth und Zierlichkeit
ausgebildet. Wir nehmen darin wahr, wie auch in dieser
Beziehung das Mutterland die glückliche Mitte zu den
ezrtremen Richtungen der beiderseitigen Colonien hielt.
Die consequente Durchführung des griechischen Charak-
ters in der Architektur finden wir daher in diesem reinen,
aber anmuthig gemilderten Dorismus, während im ionischen
Styl schon der Anfang eines weichen, asiatischen Geistes
fühlbar ist, welcher später die Auflösung des Griechen-
thums herbeiführte.
Ausser den Tempeln scheinen die bedeutendem Bau-
unternehmungen mehr auf den allgemeinen Nutzen als
auf Genuss und Pracht gerichtet, und besonders Waren
es die 'l'yrannen, welche sich durch Anlagen von Was-
serleitungen, Kanälen und Brunnen, oder von Labyrinthen
(wahrscheinlich öffentlichen Begräbnissplätzen) die Gunst
des Volkes zu erwerben suchten. Für die Kampfspiele
behalf man sich noch mit einfachen und kunstlosen Vor-
richtungcn ,
'l'heater
kanlen
noch
nicht
VOY 7
der
Karren
irt,
Gesch
Bank.
254.