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Ephcsus.
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bliebt). Ausser dem ephesirlischen Tempel mögen auch
andere Bauten des asiatischen Küstenlandes, von denen
uns nur keine Nachrichten überliefert sind, diesen Styl,
aber in weniger entschiedener und glücklicher Ausführung,
gehabt haben. Gewisse, wiewohl untergeordnete Aehn-
liehkeiten, welche wir an Säulen und Gebälk der altper-
sischen Monumente wahrnehmen, rechtfertigen die Ver-
muthung, dass ein in Vorderasien einheimischer Typus
beiden zum Grunde gelegen habe, welcher jedoch von
dem griechischen Geiste so frei und eigenmächtig behan-
delt wurde, dass man das Resultat als ein völlig selbst-
ständiges und neues betrachten kann, bei welchem die
Kühnheit und der Geschmack der Architekten gleich be-
wundernswürdig sind. Die Steigerung der Säulenhöhe
von vier auf acht Durchmesser der untern Säulendicke;
das schöne Maass- der Verjüngung, wo der obere Durch-
messer nur V7 weniger als der untere misst, da bis
dahin der Unterschied ein ganzes Viertel betrug; die
Verbesserung der Kannelirung mit den breiten Stegen
und tiefern Atlshöhlungen in Vergleich zu der tierischen
mit der flachen Vertiefung und den scharfen Stegen; das
Kühne der Intercoluinnien von drei Säulendicken bei
steinernenl, und also dem Bruehe ausgesetztem Gebälke,
die Zierliehkeit der vielgegliederten Basis und des man-
nigfaltigen und anmuthigen Kapitäls, das leichte Ver-
hältuiss des Gebälks und die Weglassung der 'l'riglyphen,
diese durchgreifenden und harmonischen Veränderungen
4') llinnclnes Einzelne mag indessen noch nicht völlig festgestellt
gewesen sein; ja es fragt sich, 0b überhaupt die Form der Polster-
kapitälc schon ganz vollendet war. Die etwas nnbehiilflielzc Gestalt
der ionisulleil läapitäle im Innern des Apollotemlvels zu Bassae, wgl-
che aus Phidias Zeit und vielleicht das älteste Beispiel sind, kann
Zweifel dagegen erwecken.