Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

Religion 
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Erfassung. 
nisse der Herrn oder Lehrer. Bei den Griechen gab es 
nichts so festes; die Priester machten keinen geschlos- 
senen Stand aus, sie wurden meistens durch jährliche 
Wahl bestimmt, und Wenn auch in einzelnen Fällen ge- 
wisse Geschlechter zur Priesterschaft eines bestimmten 
Gottes ausschliesslich berufen waren, so gab dies nur 
den Ehrenvorzug der Opfer, höchstens einen vorüberge- 
henden Einfluss durch die Deutung der Orakel, niemals 
Gelegenheit zur bleibenden Leitung des Volkes. Die 
mythologischen Ueberlieferungen waren daher auch nicht 
Priesterlehren , sondern Volkssagen. Auch bei andern 
Völkern hatte die Phantasie dichterisch und sagenhaft 
gewirkt; die Anschauungen von mächtigen, wohlthäti- 
gen oder feindlichen Naturkräften hatten sich ihnen zu 
Sagen von der Abstammung und den Thaten der Göt- 
ter gestaltet. Allein immer waren die Priester dann 
diejenigen gewesen, deren Autorität diese Sagen prüf- 
te und sie nach ihren didaktischen und hierarchischen 
Zwecken modelte. Bei den Griechen waltete die Dich- 
tung frei; ohne andere Weihe als die der Begeisterung 
belehrten die Sänger das Volk auch über das WVesen 
der Gottheit und die Pflichten des Menschen. Die from- 
men Griechen sprachen es ohne Anstoss aus, dass Homer 
und Hesiod die Götter gemacht hätten. Der Sinn des 
altgriechischer: Volkes war ein höchst religiöser, aber 
diese Religiosität hatte etwas eigenthümlich Freies und 
Unbestimmtes; der Gedanke der Ausschliesslichkeit blieb 
Völlig entfernt davon. Jedem, der Glaubwürdiges von 
den höhcrn Mächten berichtete, hörten sie mit ehrfurchts- 
vollem, kindlichen Genlüthe zu; keinem Gotte, von dem 
sie Kunde erlangten, verweigerten sie göttliche Ehre. Es 
war, als suche man nur Gelegenheit, die natürliche Fröm-
	        
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