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Erste
Periode
der
griech.
Kunst.
Söldner in grosser Zahl in seine Dienste, und es entstand
nun ein lebendiger Verkehr zwischen Griechenland und
Aegypten. Ein ägyptischer König schenkte sogar Bild-
säulen in griechische Tempel, und viele Griechen, wie
Thales, Kleobulos, Solon, Pythagoras, reisten nach Aegyp
ten um philosophische und politische Kenntnisse einzu-
sammeln. Daher können denn (so schliessen die Verthei-
diger dieser zweiten Annahme) die Griechen die Elemente
der Kunst nur wie die der Wissenschaft aus Aegypten
geschöpft haben und es erklärt sich, dass ihre Kunst
anfangs eine ägyptisirende war
Beide Ansichten, obgleich in heftigem Streit, weisen
also auf Aegypten hin. Allein andere nicht minder ge-
wichtige Stimmen w) sprechen dagegen und wollen auch
den ersten Anfängen der hellenisehen Kunst ihre Na-
tionaleigenthümlichkeit vindiciren , wie es scheint mit
bessserem Rechte. Die grössere Kunstpflege zur Zeit des
Psammetich erklärt sich von selbst aus dem wachsenden
Reichthmne Griechenlands
und
aus
dem
natürlichen Fort-
schritte der Cultur. Aber diese griechische Kunst war
jedenfalls eine ganz andere als die ägyptische und kann
daher unmöglich aus ihr abgeleitet werden. Auf das
Urtheil eines spätem Griechen , wenn er die älteren
Werke seines Volkes mit den ägyptischen zusammenstellt,
ist wenig zu geben, weil es ihm nur darauf ankam, den
Charakter der ägyptischen Bildwerke durch eine seinen
Landsleuten zugängliche Vergleichung zu bezeichnen,
und weil ihm nothwendig das Alterthümliche, von dem
Styl seiner Zeit weit Abweichende fremdartig vorkommen
Geschichte
O. S. S4.
ä") Hirt in der Amalthea und später in der
Kunst. S. '73, 90. S. dagegen Thiersch a. a.
M) Voss, K. 0. Müller u. A.
bild.