Nachrichten
und
ßrhaltene
Werke.
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Baukunst an, aber schwerlich schon mit reichem Erfolge.
Wir können über ihre ersten Regungen mehr durch Rück-
schlüsse als aus positiven Nachrichten uns Auskunft
verschaffen. Indessen werden doch jetzt schon einzelne
Künstlernamen angeführt. Häufig werden die vermeintlich
ältesten Kunstwerke dem Dädalus oder einem seiner
Söhne zugeschrieben, allein in der That ist dies mehr
eine Personiiicatioix als die Bezeichnung eines einzelnen
Künstlers; denn daidallein heisst schmücken und der
Name des Dädalus-vund seiner Söhne erscheint daher nur
als die zusammenfassende Andeutung einer fortdauernden
gleichmässigen Kunstthätigkeit , wie die Namen des
Orpheus und Homer. Es war das griechische Bedürfniss
der Personiücation, welches auch hier für die unverändert
überlieferte Technik unbekannter Generationen sich eine
bestimmte, halbmythische Gestalt erschuf. Auch andere
Künstler dieser ältesten Zeit werden mit symbolischen,
auf künstlerische Fertigkeit bezüglichen Namen genannt:
Eupalainos (Wohl-Faust), Eucheir (Wohl-Iland), Cher-
siphron und Cheirisophos (Klug-Hand); vielleicht aber
waren dies nicht später erfundene, mythische, sondern
vorbedeutende, von Künstlerhandwerkern ihren Söhnen
gegebene Namen. Indessen haben die meisten Kunst-
nachrichten dieser Zeit mehr einen fabelhaften als ge-
schichtlichen Charakter. Dahin gehört die Erzählung,
welche man von der Entstehung der Plastik, der Bears
bcitung des Thones zu Bildwerken, gab. Die Tochter
des Dibutades, eines Töpfers von Korinth, habe, er-
zählt man sich, den Schatten ihres Geliebten, als er am
Tage vor seiner Abreise bei ihr sass, an der Wand mit
Linien umzogen, der Vater nachher, um ihre Sehnsucht
nach dem Abwesenden zu mildern, diesen Schattenriss