Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

Plastische 
Durchbildung 
des 
Volks. 
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Leben durehbilden, und diese Arbeit war besonders in 
Griechenland eine lange und langsame , weil fromme 
Ehrfurcht vor dem Hergebraehten ein Wesentlicher Zug 
der hellenischen Gesinnung war. Eben dieser Langsam- 
keit der ersten Schritte höherer Cultur verdankt Grie- 
chenland die vollendete Schönheit seines Wesens , es 
wuchs wie ein wohlgearteter Jüngling, in strenger Zucht 
und Mässigkeit heran, um im reiferen Alter desto sicherer 
und schöner aufzutreten. Der Sinn war auf das Nöthige 
gerichtet; die Verfassungen der Staaten zu gründen, die 
Bürger in reiner Sitte zu erziehen, die Bande zu knüpfen, 
welche die vielgestaltigen "Landschaften Griechenlands ver- 
einigen sollten, dies war das Kunstwerk, für welches die 
Männer des lykurgischen und solonischen Zeitalters begei- 
stert waren. Das hohe Selbstgefühl des griechischen Vol- 
kes, sich zu allem Edeln und Hohen berufen zu glauben, lag 
dieser Begeisterung zum Grunde, und führte, als es sich 
in der Gestaltung der wirklichen Dinge bewährt hatte, 
auf die künstlerische Durchbildung und Darstellung. Nach 
der Gründung äusserer Ordnung, bei zunehmendem Reich- 
thume und fortdauerndem Frieden brachte der Wetteifer 
der einzelnen, aufblühenden Gemeinwesen grosse Bau- 
unternehmungeil, kostbare Weihgeschenke an berühmte 
Tempel und Orakelstätten, endlich den Wunsch hervor, 
ihre verdienten Bürger, die Besieger der Tyrannen oder 
die, welche in den Kampfspielen zum Ruhm ihrer Vater- 
stadt den Preis davon getragen hatten, durch Denksäulen 
zu ehren. 
Indieser Periode einfacher Sittenstrenge streifte zu- 
nächst die Architektur den bunten Schmuck asiatischer 
Pracht ab , und es erzeugte sich die regelrechte Gestalt 
des mannhaften dorischen Styls. Gleichviel, 0b jene
	        
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