Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

Dorismus. 
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dem Eindringen des Fremden und dadurch dem Verfall 
der Sitte und der Auflösung in egoistische Vereinzelung 
mehrausgesetzt War. Der Gegensatz und die Wechsel- 
wirkung dieser Stämme ist eine der glücklichen Eigen- 
thümlichkeiten des-hellenischen Volkes, welche es vor 
einer einseitigen Richtung behütete und eine umfassende 
Bildung beförderte. Ohne den höhern sittlichen Ernst des 
Dorismus würde die Empfänglichkeit des ionischen Stam- 
mes nicht so gediegene Früchte getragen, ohne diesen 
weichen Sinn jener der zartesten Blüthen entbehrt haben. 
Der Geist der Dorier wirkte nun auf den ionischen 
Stamm nicht bloss in den Landschaften, welche sie sich 
wirklich unterwarfen , sondern mittelbar auch auf die 
übrigen, indem der Kampf den Nationalgeist weckte und 
der strenge Ernst der Gegner ein Vorbild Wahrhaft 
griechischer Sitte wurde, das zum Wetteifer reizte. Eine 
Folge dieses Einflusses war es, dass überall ein republi- 
kanisches Streben sich regte, und an die Stelle der per- 
sönlichen Herrschaft der Fürsten und Mächtigen freie 
Volksverfassungeil eintraten. Die Ausbildung der festen, 
geregelten Sitte , die Achtung männlicher Kraft , die 
Wichtigkeit, welche den gymnastischen Uebuugeil bei- 
gelegt wurde, die Verbindung des gesammten I-Iellas zu 
den grossen Kampfspielen Waren weitere Ergebnisse 
dieser neuen Anregung. Manche Nachtheile waren aber 
auch mit der gewaltsamen Revolution , welche diese 
grosse Veränderung herbeiführte; verbunden, und nicht 
bloss vorübergehende. Eine gewisse Härte trat zunächst 
an die Stelle der milden, menschlichen Gesinnung der 
homerischen Griechen, und als diese wieder nachliess, 
als das ionische Element sich wieder geltend machte, 
waren wenigstens einige Züge der frühem patriarchali-
	        
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