Zeitalter.
Heroisches
165
solchen ist an dem Thor in Mycenae, über welchem sich
zwei Löwen im Relief, wie Wappenhalter aufrechtstehend,
neben einem Opfertische in Stein gehauen befinden, und
welches daher das Löwenthor heisst; es ist ein rohes,
ziemlich keckes Werk, der dreisten Form der cyklopischen
Mauern nicht unangemessen. Götterbilder mögen damals
in ziemlich mannigfaltiger Form gewesen sein. In
frühester Zeit sollen häufig rohe Steine oder Klötze die
Stelle eines Götterbildes vertreten haben; noch spät sah
Pausanias, der Reisende, solche Steinei"). An diesen
mag man denn Wohl zur Unterscheidung einzelne Theile,
Köpfe o_der Arme, mit den Attributen des Gottes aus-
gearbeitet haben, wie sich dies noch lange an den Bil-
dern des Gränzgottes Hermes erhielt, nach welchem
man später alle solche Bildpfeiler Hermen nannte. Wie
in solchen Fällen der Phantasie schon ein blosser Stein
genügte, um die Gegenwart des Gottes zu versiunlichen,
so werden auch sonst nach örtlichen Zufälligkeiten ande-
re Gestaltungen zur Ehre der Anbetung gekommen sein,
ohne dass sich auch nur der Anfang eines gleichmässigen
Styls daraus entwickeln konnte. {läufig Waren es ohne
Zweifel rohe, in Holz geschnitzte Bilder, denen dann die
Frömmigkeit durch umgehängte Gewänder ein bedeuten-
deres Ansehen gab; die schon erwähnte sitzende Pallas
auf der Burg in Troja, welcher die Frauen Gewänder
darbrachten, scheint dahin zu gehören. In einigen Dar-
stellungen auf Münzen, Steinen und Vasen finden wir
Beispiele solcher alten Cultusbilder , steife Gestalten,
ä) Der griechischen Sage nach, die Herodot (ll. e. 52) zu
Dmionu hörte, WRYCII die pelasgischen Götter ursprünglich ohne Na-
men. Einem so unbestimmt gedachten Gotte entsprach denn auch
jedes Zeichen.