Äl. 62
Innere
Geschichte
der
griech.
Kunst.
Die
ältesten
der
UDS
erhaltenen
Bauwerke
sind
die
Mauern der alten Königsburgen und Städte, Welche die
spätem Griechen selbst mit einem Ausdrucke der Ver-
wunderung cyklopische Mauern nannten, wie man in
christlicher Zeit auch wohl von Riesen- oder Teufels-
mauern gesprochen hat. Sie bestehen aus gewaltigen,
unregelmässigen, durch keinen Mörtel verbundenen Stein-
blöcken. Zum Theil sind diese ganz unbehauen und die
Lücken mit kleinen Steinen ausgefüllt, zum Theil aber
vieleckig, mit grossem Geschick bearbeitet und so auf
einander gelegt, dass die obern Steine stets in die wun-
derlichen, scharfen Winkel der untern Lage genau ein-
greifen, woraus denn eine völlig unerschütterliche Festig-
keit entsteht. Andere solche Mauern, die etwas neuer
sein mögen, bestehen aus regelmässigen Quadern, von
zwar ungleicher Breite aber gleicher Höhe und Tiefe,
welche ohne Mörtel übereinander gelegt sind und durch
ihre Schwere sich halten. Nicht bloss in Griechenland,
sondern auch in Italien und Sardinien finden sich solche
cyklopische Mauern; unter den griechischen sind die
von Tiryns, Arges und Myceilae die bedeutendsten. Die
Thore dieser Mauern sind noch in sehr einfacher, roher
Weise construirt; eine feste, leicht ausführbare Regel,
um den Zweck der Thiiröffnung mit dem der Beibehaltung
des Zusammenhangs der Mauer zu vereinigen, existirte
noch nicht. In einzelnen Fällen ist die Bedeckung der
Thür durch einen einzigen gewaltigen Stein bewirkt,
in andern aber den Seitenwänden durch Auflegen über-
ragender Steine eine schräge, nach oben zusammenlau-
fende Richtung gegeben, wodurch denn die obere Oelf-
nung schon mit einem kleinem Steine zu decken war.
An den Mauern von 'l'iryns findet sich sogar ein innerer