Heroisches
Zeitalter.
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des Achill scheinen darauf hinzudeuten, dass der Dichter
solche Kunstwerke nur selten gesehen hatte oder doch
seinen Zuhörern eine zu geringe Kenntniss davon zu-
trauete, um Zweifel an der Möglichkeit des Beschriebenen
zu befürchtenili). Zwar werden sie alle als Werke des
Gottes bezeichnet, Welche schon menschliche Gränzen
überschreiten durften, auch ist die Erregbarkeit der grie-
chischen Phantasie, welche aus leisen Andeutungen das
lllannigfaltigste entnahm, in Anschlag zu bringen, und
man hat es ja bekanntlich mit Glück Versucht den Schild
des Achilles wieder herzustellen Indessen würden
doch wohl bei grösscrer Bekanntschaft mit Bildwerken
die Beschreibungen anders ausgefallen sein, und selbst
der Umstand, dass die meisten Kunstwerke oder Kunst-
arbeiten den Göttern zugeschrieben oder als das Werk
phönicischer Männer bezeichnet werden, macht es Wahr-
scheinlich, dass solche Kunst in Griechenland noch nicht
geübt wurde. Ueber die Bilder der Götter sind Ho-
mers Nachrichten undeutlich; man muss sie sitzend den-
ken, da die troischen Frauen der Pallas das Gewand-auf
die Knie legen (Ilias 6, 301).
Wirklich erhaltene Kunstwerke, die wir mit Sicher-
heit der homerischen Zeit zuschreiben könnten, besitzen
wir zwar nicht, wohl aber manches, was uns wenigstens
nähern Aufschluss über ihre Gestalt geben kann.
Das trojanische Boss selbst kann keinesweges dagegen als
ein Beweis künstlerischer Uebung angeführt werden. Es liegt in der
Natur der Sache, dass hier eine höchst einfache Andeutung der Ge-
stalt eines Pferdes genügte. S. jedoch die Conlroverse in Thiersch
Epochen der griech. Kunst. 1829. S. S5.
M) Die schöne Arbeit Philipp Veits ist leider nicht durch
eine Vervielfältigung bekannt genlacht, sondern nur im Frankfurter
Museum aufgestellt.
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