Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

Heroisches 
Zeitalter. 
159 
nachweisen lassen, aber im Ganzen sind schon Sitten 
und Regierungsformen, Götterlehre und Cultur vollkom- 
men griechisch, dem entsprechend, was sich in späterer 
Entwickelung entfaltete und sich mehr in einzelnen Aeusse- 
rungen als seinem innern Geiste nach veränderte. Die 
Klarheit der Anschauung , das feine Gefühl für alles 
Menschliche, die Richtung auf männliche Thatkraft, die 
Freiheitsliebe und die Unbefangenheit gegen alle Satzung, 
alle diese schönsten Züge des griechischen Volkes zei- 
gen sich hier schon in bedeutendem Maasse entwickelt, 
und vor allem ist der Schönheitssinn in seiner eigen- 
thümlich griechischen Form schon bedeutend gereift. 
Homer selbst kennt zwar den Namen der Hellenen, als 
Gesammtbezeichnung aller Griechen, den der Barbaren 
als Bezeichnung aller Fremden, noch nicht. Er erzählt 
auch manches Barbarische so unbefangen, dass man sieht, 
er ist sich des Gegensatzes in allen Consequenzen noch 
nicht bewusst. Wir sehen daher bei ihm den griechischen 
Geist noch nicht auf seiner Höhe, aber in seiner Bildung 
schon weit vorgeschritten und der völligen Entwickelung 
nahe, und seine Gesänge selbst, in ihrer ächt griechischen 
Schönheit und Humanität, mussten diese Entwickelung 
mächtig fördern. Wenn man Homers Gesänge mit den 
spätem Dichtungen vergleicht und das griechische Wesen 
in ihnen so vollständig vorfindet, dass wenigstens für 
epische Dichtung schon das Höchste geleistet war, so 
sollte man glauben, dass auch die bildende Kunst, als 
ein so Wesentlicher Theil des griechischen Lebens, schon 
vorgeschritten gewesen sein müsste. Diese Voraussetzung 
wird indessen nicht bestätigt; unsere Kenntniss dieser 
Zeit, die wir wiederum nur durch Homers Dichtungen 
erlangen, ist zwar eine sehr mangelhafte, indessen können
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.