Einheit
der Künste.
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einander, standen sie alle zusammen dem Leben der
Wirklichkeit nahe , und wie sich in diesem der tiefe
Ernst mit der leichten Heiterkeit berührte, so waren beide
auch in der Kunst nicht durch eine unübersteigliche Kluft
geschieden. Wir sahen schon, wie in der plastischen
Darstellung der thierische Faun durch die Gegenwart des
Gottes nicht verscheucht wird. Noch deutlicher wird
dieser leichte Uebergang vom Erhabenen zum Komischen
in der aristophanischen Komödie, wo sich die Kunst freier
ergeht, und nicht durch die Haltung des plastischen
Styls gebunden ist. Wie sich hier auf eine, uns höchst
fremdartige Weise die Strenge der betrachtenden Para-
base an die ausschweifende, parodistische Lustigkeit an-
reihet, haben wir nur ein Abbild des griechischen Marktes,
wo der Ernst der Volksberathung und des Gerichtes mit
der Seurrilität des sinnlichen Lebens und mit einem
[ihantastischen Witze wechselte, wie er nur aus dem
Gefühle der Sicherheit und Freiheit griechischer Sitte
hervorgehen konnte; und zwar dies Abbild in einer Kunst,
welche mit dem höchsten Bewusstsein ihrer phantasti-
schen Allgewalt sich einer durch und durch poetischen
WVirkliehkeit ohne Besorgniss anschliessen durfte. Wir
mögen in dieser höchst charakteristischen Erscheinung,
die uns, wie gesagt, so sehr wir uns auch mit dem Grie-
chenthum befreunden mögen, immer fremdartig bleiben
wird, den concentrirten Ausdruck dessen erblicken, was
die Griechen von uns und andern sondert, ihrer nationel-
len Beschränkung, zugleich aber auch dessen, was sie
so bexwndernsivürdig macht. Darin grade lag der Keim
ihrer Grösse, dass sich alle Gegensätze mit klarem Be-
wusstsein schieden, jedes Einzelne sich rein "und geson-
dert darstellte, alle diese Gestaltungen aber in naher