Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

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Griechische Kunst. 
meint, diese bleibt immer kalt und unbewegt; was man 
auch von den Lebensäusserungen des Gegenstandes in 
ihr niederlegen möchte, es bleibt an sich todt. Erst 
durch die Anregung des Beschauers und in der Bewegung, 
welche das Kunstwerk in der Seele desselben hervor- 
bringt, erhält dieses Wieder seine Belebung. Diese Be- 
wegung wird aber kräftiger-Bund wärmer durch eine zarte 
Andeutung, welche die Selbstthätigkeit des Beschauenden 
anregt, als durch eine grobe äusserliche Nachahmung 
der körperlichen Natur , welche nicht bloss die Vorstel- 
lung des geistigen Lebens, sondern auch die der irdischen 
Noth und Vergänglichkeit des Gegenstandes hervorruft. 
Das wahre Abbild der Natur ist nicht im Körper des 
Kunstwerkes gegeben , sondern es schwebt leicht und 
geistig in der luftigen Mitte zwischen der Seele des 
empfänglichern Beschauers und jenem äusserlichen Bilde. 
Es ist sehr wichtig, sich diese Seite der alten Kunst 
recht deutlich zu machen, nicht sowohl um das Verfahren 
derselben unmittelbar auf die neuere Kunst anzuwenden, 
welche zum Theil andere Rücksichten hat, wohl aber 
um die Betrachtung der Kunstwerke sowohl als der 
Kunst im Allgemeinen zu berichtigen. Uns, den Neuem, 
erscheint allzuleieht die Natur nur in ihrer Aeusserlich- 
keit; mancher künstlerische Gedanke erstirbt in dem 
Ringen mit dieser todten Masse, oder wird nicht ver- 
standen, weil die Erregbarkeit des beschauenrlen Publi- 
kums durch die Gewöhnung an das grob Materielle 
abgestumpft ist. Bei den Griechen begünstigte und er- 
leichterte schon ihre ganze Weltansicht die künstlerische 
Stimmung und Erregbarkeit der Gemüther. Sahen sie 
doch nirgends die todte Masse; Himmel und Erde, Hain 
und Quelle wandelte ihre Phantasie alsbald in lebensvolle,
	        
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