Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Griechen und Römer (Bd. 2 = [1], Bd. 2)

Polychromie 
der 
Statueh. 
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Künstler gelegen habe oder nur der Phantasie oder dem 
Witze der Betrachtenden zuzurechnen ist. Wenn Wir 
aber auch jene Erzählungen als unbedingte Wahrheit 
annehmen, so sehen wir doch immer, dass es bei allen 
diesen Färbungen der antiken Plastik nicht auf eine Wirk- 
liche Nachahmung der Natur, auf eine Wiederholung der 
Farben des Gegenstandes ankam, sondern nur darauf, 
durch andeutende Mittel die Unterschiede der Natur für 
die Phantasie {zu vergegenwärtigen und das Gefühl auf 
eine entsprechende Weise anzuregen. 
Dies Verfahren ist in mehr als einer Beziehung sehr 
lehrreich und wichtig , und wir können den künstlerischen 
Sinn der Griechen auch hier nur bewundern. Wollte man 
den natürlichen Gegenstand in seiner ganzen Form und 
Farbe Wiederholen, so würde dies kein Wahrhaft leben- 
diges Kunstwerk, sondern vielmehr den beta-übten Anblick 
der erstarrten und erstorbenen Natur geben. Wenn da- 
gegen der Gegenstand durch ein wahrhaft künstlerisches 
Verfahren in einer neuen Gestalt, aber so reprodueirt 
ist, dass diese alle seine Verhältnisse in ihrer geistigen 
Beziehung andeutet, die Vorstellung desselben und die 
von ihr ausgehenden Gefühle in dem Besehauer hervor- 
ruft, dann ist der Gegenstand Wieder belebt und zwar 
in ein höheres, geistigeres Leben zurückgerufenii). Ein 
Missverstand ist es, wenn man das Leben in der kör- 
perliehen Erscheinung des Kunstwerkes zu erschöpfen 
4') Auch die chryselephantiiren Statuen aus der Zeit des höch- 
sten Styls sprechen eher gegen als für eine weitgehende Nachahmung 
der natürlichen Farbe an Statuen. Denn es zeigt sich darin das 
Gefühl, dass die Farhenwirkung der Natur durch andere, rein künst- 
lerische Mittel ersetzt werden miisse. Höchstens kann man es als 
eine Milderung des ältern polychrolnischen Princips betrachten, welche 
dann aber auch nothwendig den Uebergang zu einer noch reineren 
Beseitigung der Farbe bilden musste. 
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