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Griechische
Kunst.
eine Färbung, das Haar eine gelbe oder goldene, die
Lippen (wenigstens in einer frühem Periode) eine rothe.
Häufiger noch wurde der Glanz des Auges, dessen naa
türliche Schönheit der Plastik unerreichbar ist , durch
einen eingesetzten Edelstein angedeutet. Die Farbe des
Fleisches dagegen wurde auf keine Weise nachgeahmt.
Bei uralten Werken oder in sehr vereinzelten Fällen, wo
irgend ein lokaler, religiöser Grund obwalten mochte,
war zwar auch der Körper mit Farbe versehen, aber
dann mit rother oder schwarzer , also ohne allen An-
spruch auf eigentliche Nachahmung der Natur. Gewöhn-
lich liess man den Stoff hier unbedeckt, liebte aber doch
das Nackte dann durch solche Stoffe darzustellen, deren
natürliche Farbe und Weichheit den zarten Verhältnissen
und
dem
Wechsel
der
Farbentöne
der
Haut
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nicht
glichen, wohl aber entsprachen. Doch verschmähete man
auch hier feinere Mittel nicht , um das Material noch
geeigneter zu machen. So war es nicht ungewöhnlich
dem Marmor durch einen enkaustischen Wachsüberzug
einen gelblichern Schein und eine grössere Weichheit zu
geben, oder durch eine Mischung des Erzes den Farben-
ton desselben dem Gegenstande nach zu modiiiciren. In
der bessern Zeit wird man sich auch hier mit sehr leich-
ten, Andeutungen begnügt haben. Es Wird erzählt, dass
Silanion im Bilde der sterbenden Iokaste dem Erze Silber
beigemischt, damit sie bleich erscheine, und dass ein an-
derer Künstler den reuevollen Athamas durch eine andere
Versetzung des Metalls erröthend dargestellt habe. Diese
Weise, sich an die Natur anzuscllliessen, hat etwas
Spielendes und mag daher nur einer späteren, Weniger
ernstgestimmten Epoche der Kunst angehören; man kann
auch wohl zweifeln, ob sie in der bewussten Absicht der