Fünftes
Kapitel.
Die Polyehromie in der griechischen
Architektur und Plastik, und das Ver-
hältniss der drei bildenden Künste
zu einander.
Auf
eine
für
die
Charakteristik
der
griechischen
Kunst sehr merkwürdige Erscheinung ist man erst neuer-
lich aufmerksam geworden , darauf nämlich , dass die
Griechen ihre Gebäude und Statuen vielfältig mit Farben
zu überziehen und zu schmücken pflegten. Seitdem man
sich mit der Betrachtung der antiken Kunst beschäftigte,-
hatte man es stets herausgehoben, dass bei den Alten
die Künste sich von einander sonderten, dass die Archi-
tektur rein mathematisch zweckmässige Glieder des Baues,
ohne bildliche Verkleidung liebte, und die Plastik die
ihrem Stoife und Geiste zusagende Ruhe behielt, ohne
sich durch das Lockende anmuthig bewegter malerischer
Motive verleiten zu lassen. Dabei hatte man denn auch
die Farblosigkeit der Sculptur geltend gemacht. Zwar